»Lesen ist das Tor zur Welt«
›MENTOR – die Leselernhelfer‹ sind nun auch an vier Schulen in Castrop-Rauxel aktiv
Schon als Kind war Angela Goldbach ein regelrechter Bücherwurm. Früh lernte sie den Spaß am Lesen kennen, das Eintauchen in andere Welten, das empathische Miterleben begeisternder Geschichten. Logisch, dass es der heutigen Schulleiterin der Wilhelmschule in Castrop-Rauxel besonders am Herzen liegt, die Lesekompetenz und -freude der Schülerinnen und Schüler an ›ihrer‹ Grundschule zu fördern. »Denn Lesen ist das Tor zur Welt«, weiß Angela Goldbach. »Und für die ganze weitere Schullaufbahn, für jedes Fach, ist das Lesen die grundlegende, unverzichtbare Fähigkeit schlechthin.« Mit der Lese- wird zudem auch die Sprachkompetenz verbessert, ein weiterer wichtiger Aspekt, übrigens nicht nur für Kinder mit fremdsprachlichem Hintergrund. Neben zahlreichen anderen ›Leselust-Fördermaßnahmen‹ an der Wilhelmschule gibt es seit den Sommerferien einen weiteren, bemerkenswerten Baustein: Auf das Engagement der Schulleiterin hin ist der bundesweit tätige Verein ›MENTOR – die Leselernhelfer‹ nun erstmals auch an der Wilhelmschule und an anderen Grundschulen in Castrop-Rauxel aktiv.
›Bildung durch Bindung‹
Schon seit 2003 gibt es das MENTOR-Programm, das seinerzeit von einem Buchhändler initiiert wurde. Im Bundesverband sind mittlerweile rund 12.500 Ehrenamtliche für 16.500 Kinder in knapp 330 Städten aktiv. Zahlreiche lokale Vereine sind dem Dachverband angeschlossen. Das Mentor-Konzept basiert auf dem 1:1-Prinzip und damit sozusagen auf dem Motto ›Bildung durch Bindung‹. Jeweils ein förderungsbedürftiges Kind bekommt über einen längeren Zeitraum (mindestens ein Jahr) eine Mentorin oder einen Mentor zur Seite gestellt. Einmal wöchentlich wird dann in der Schule – außerhalb der Unterrichtszeit – eine Stunde lang gemeinsam gelesen. Dabei entsteht eine vertrauensvolle Beziehung und damit eine entspannte Lernatmosphäre, in der das Kind stets auch Einfluss auf den (Lese-)Stoff nimmt. »Wir haben in jeder Klasse eine Bücherkiste, aus der sich Kind und Mentor bedienen können. Aber natürlich können sie auch eine ganz andere Lektüre auswählen«, erzählt Angela Goldbach.
Starthilfe aus der Nachbarstadt
Durch ›Schule NRW‹, eine monatliche Veröffentlichung des Schulministeriums, war die Schulleiterin auf das MENTOR-Projekt aufmerksam geworden und setzte sich prompt mit dem Dortmunder (Orts-)Verein in Verbindung. »Ich fragte, ob es möglich ist, das Programm auch nach Castrop-Rauxel zu holen, und stieß sofort auf offene Ohren.« In Zusammenarbeit mit Stadt und Volkshochschule wurde die ›Starthilfe‹ aus der Nachbarstadt dann in die Wege geleitet. Nach einer entsprechenden Qualifizierung, die erstmals an der hiesigen VHS stattfand, waren die ersten zehn Castrop-Rauxeler Lesementorinnen und -mentoren einsatzbereit und sind nun an vier der zehn Grundschulen aktiv. Demnächst kommen noch drei Mentorinnen hinzu, die in Dortmund geschult werden, insgesamt soll das Angebot auf Dauer gern wachsen, was natürlich auch vom Engagement potenzieller Ehrenamtlicher abhängt (siehe Kasten).
Spürbarer Erfolg
An der Wilhelmschule sind derzeit sechs Mentorinnen im Einsatz, allesamt ›Damen über fünfzig‹, berichtet Angela Goldbach. »So können wir jetzt in jeder zweiten und dritten Klasse jeweils ein Kind besonders fördern.« Messbar ist der Erfolg, erst recht nach dieser kurzen Frist, natürlich nicht, und darum soll es ja auch nicht primär gehen. Aber deutlich spürbar ist er dann doch schon, wie die Schulleiterin freudig zu erzählen weiß: »Gestern begegnete ich auf dem Flur einer Schülerin und ihrer Mentorin, direkt nach der erst zweiten gemeinsamen Stunde. Und das Mädchen sagte inbrünstig: ›Ach, was ist das schade – jetzt ist die Stunde schon wieder rum‹.« Wenn sich da mal nicht ein Bücherwurm entwickelt ...
Lesementor werden kann jeder ...
… der Spaß am Lesen, Erzählen und Spielen sowie Humor, Geduld und Freude am Umgang mit jungen Menschen mitbringt. Auch in und für Castrop-Rauxel werden weitere Ehrenamtliche gesucht.
Kontakt:
MENTOR – Die Leselernhelfer Dortmund e.V.
Tel. 01 62 / 8 79 48 95
E-Mail: kontakt [at] mentor-dortmund.de
www.mentor-dortmund.de
Leseförderung an der Wilhelmschule
Nicht erst seit der Teilnahme am Mentor-Programm wird die Förderung der Lesekompetenz an der Wilhelmschule großgeschrieben:
Ab der ersten Klasse steht den Kindern ›Antolin‹ zur Verfügung, ein web-basiertes Programm zur Leseförderung.
In der ersten und zweiten Klasse bringen sich regelmäßig ›Lesemütter und Leseväter‹ ein.
Für die dritten Klassen ist eine Studentin tätig, die mit Kleingruppen arbeitet.
Neben der Teilnahme am jährlichen Lesewettbewerb der zweiten und vierten Klassen wird beim Frühlingsfest ein interner Wettbewerb für die Drittklässler organisiert.
Und dann ist da noch die ›Bücherraupe‹: Etwa drei Mal pro Schuljahr präsentieren gut vorbereitete Kleingruppen aus der Wilhelmschule im AWO-Kindergarten den dortigen Kindern ein Buch.