WALL-ART-PUZZLE
Kunst zum Anschauen, Anfassen und Erleben
Seit Ende August findet im Brückenweg 3 in der Castroper Altstadt eine bemerkenswerte Ausstellung statt: 19 Puzzles bis zu 90 x 90 cm zum Anschauen und Anfassen auf Staffeleien und an Wänden hängend – absolute Hingucker und gleichzeitig erlebnisreiche Objekte, die von den Besuchern eigenhändig zusammengestellt werden können. ›WALL-ART-Puzzle‹, so nennt Veranstalter und Kreateur Robinson seine Kunst-Spiel-Stücke.
Magische Momente und Sammelleidenschaft
Ihn selbst infizierte das Puzzle-Virus Mitte der 70er-Jahre. »Es war eine Zeit, in der mein Leben einem extremen Wandel unterlag«, erzählt der Bochumer. »Damals arbeitete ich noch als Vermessungstechniker, aber dann folgte ich meinem intensiven inneren Ruf zur Zauberei und brachte mir selbst – auf Grundlage dessen, was die Bücherwelt hergab, schließlich gab es noch kein Internet – die ersten Kunststücke bei, mit denen ich kurze Zeit später öffentlich auftrat. Parallel dazu begann meine Sammelleidenschaft für Gedulds- und Geschicklichkeitsspiele, ausgelöst durch den glorreichen Zauberwürfel ›Rubiks Cube‹.« Robinson schlug völlig neue Wege ein, arbeitete seit 1983 als hauptberuflicher Zauberer und gründete 1993 mit seiner Frau Angelika den ›Zauberkasten‹, ein Theater für Zauberei und Kleinkunst im Nachbarörtchen Bochum-Gerthe auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Lothringen. Hier eröffnete er kurz darauf im Foyer sein ›Puzzleum‹: das erste und einzige deutsche Puzzlemuseum. »Meine Sammelleidenschaft hatte halt so massive Ausmaße angenommen, dass ich beschloss, die spielerischen Artefakte öffentlich auszustellen«, berichtet er.
Erlebniswelt für Groß und Klein
Mittlerweile beherbergt sein Fundus mehr als 1.000 Spielarten unterschiedlichster Couleur, die regelmäßig von Schulklassen ab dem 4. Schuljahr bis zu Altenkreisen der AWO bestaunt werden: vom Museumsbesuch mit Führung über den Vortrag über die Geschichte der Geduldspiele bis zum selbst Ausprobieren. Allerdings sollte es nicht bei den erworbenen Produkten bleiben. Schließlich hatte Robinson als professioneller Zauberer schon seit Beginn den Anspruch, seine Objekte selber zu gestalten, so dass sie auf ihn zugeschnitten waren und sich erkennbar von anderen unterscheiden. Dazu gehört auch ganz konkret das Basteln und Gestalten von ›Tricks‹, wobei die Gegenstände nicht unbedingt als ›tricky‹ zu erkennen sein müssen. So verstand es sich von selbst, dass er irgendwann anfing, Puzzles selbst zu entwerfen und zu bauen. »Und auch hier war es mein Wunsch, etwas Besonderes zu kreieren. So entstand halt meine sogenannte WALL-ART-PUZZLE-WORLD.«
Spielspaß mit Händen, Hirn und Herz
Die aussagekräftige Repräsentation seines Schaffensdrangs ist jetzt noch bis Anfang Oktober hier in Castrop-Rauxel zu erleben und genießen. Und wirklich, schon auf der Vernissage am 30. August ist deutlich zu spüren, wie fasziniert die Besucher von den verschiedenen Aufgabenstellungen sind und enthusiastisch versuchen, die Puzzleteile zu den vorgegebenen Kompositionen zusammenzubringen – mit Händen, Hirn und Herz. Der eine schiebt intuitiv die einzelnen Elemente hin und her und freut sich über die unverhoffte Spontanlösung, die andere geht es mit geometrischem Feinblick und strukturellem Denken an. Spaß haben alle, von Jung bis Alt. »Es sind wirklich sehr wertvolle Teile, die zum Nachdenken und Kombinieren anregen, ebenso wie zum spielerischen Ausprobieren. Puzzlen ist einfach eine tolle Sache!«, zeigt sich Robinson begeistert über die positiven Reaktionen. Unser Tipp: Testen Sie es einfach mal selbst aus, wir wünschen Ihnen viel Vergnügen.
Wussten Sie, …
… dass das aus dem Englischen stammende Wort Puzzle übersetzt Rätsel beziehungsweise Verwirrung bedeutet?
… dass das erste offizielle ›Puzzle‹ 1766 in England vom Kupferstecher John Silsbury erfunden wurde? Dazu klebte er eine Landkarte von Großbritannien auf ein Holzbrettchen und zersägte dieses entlang der Grenzlinien der verschiedenen Grafschaften. Der Spieler musste versuchen, die Karte wieder zu vervollständigen – ein damals häufig genutztes Lehrmittel zur Erleichterung des Erdkundeunterrichts.
… dass es aber durchaus bereits seit viel längerer Zeit ähnliche Geduldsspiele gibt, wie beispielsweise das zwischen dem achten und vierten Jahrhundert v. Chr. in China entstandene Tangram (Chinesisch für Siebenbrett oder Siebenschlau). Der Legende nach beauftragte ein Mönch einst seinen Schüler zu reisen, um die Essenz der vielfältigen Schönheit der Welt auf nur eine Keramiktafel zu malen. Unglücklicherweise zerbrach die Tafel in sieben unterschiedliche Teile, und der Schüler konnte sie nicht mehr zu einem Viereck zusammenlegen. Er versuchte es tagelang. Unendlich viele Muster und Bilder entstanden. Am Ende verstand der Schüler: Er muss nicht in die Welt hinaus reisen. Er kann die Schönheit und Vielfalt der Welt ganz einfach in den sieben Teilen der zerbrochenen Tafel wiederfinden.
… dass das größte Puzzle der Welt 5.428,8 qm maß und aus 21.600 Teilen bestand? Es wurde am 3. November 2002 von 777 Menschen am ehemaligen Flughafen Kai Tak in Hongkong zusammengesetzt.
… dass das vermutlich kleinste Puzzle der Welt mit einer Gesamtfläche von fünf Quadratmillimetern aus 100 Staubkorn-großen Einzelteilen bestand?
Die Ausstellung findet noch bis Anfang Oktober statt. Im Anschluss plant der Hauseigentümer, die 140 qm großen Räumlichkeiten in eine rollstuhlgerechte Wohnung umzubauen.
Brückenweg 2 · 44575 Castrop-Rauxel
Ausstellungsöffnungszeiten: Di. 16–18 Uhr
Auf Anfrage werden auch gern weitere Termine angeboten.
Kontakt:
Tel. 02 34 / 86 62 35
robinson [at] zauberkasten.de