Rollenspiele mit Hund
Polizei und Ordnungsamt trainieren mit freundlichen Vierbeinern für den Ernstfall
Ungewöhnlicher Besuch auf dem Gelände der Hundeschule ›Glückliche Hundewiese‹ an der Westheide in Dingen: Uniformierte Mitarbeiter*innen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) und der Polizei sieht man hier sonst eher selten. Zwischen ihnen: ein gewaltiger Hund in der Größe eines Ponys, der die Gäste neugierig beschnüffelt.
»Oft sind die größten Hunde die freundlichsten Tiere«
»Der Schein kann trügen«, erklärt Dieter Puchelski seinen aufmerksam lauschenden Kolleginnen und Kollegen. »Oft sind die größten und vermeintlich aggressivsten Hunde die freundlichsten Tiere, und manchmal muss man sich vor den Kleinen und den Niedlichen in Acht nehmen. Da kann man nicht pauschalisieren.« Um die Mitarbeitenden darin zu schulen und zu trainieren, wie sie sich Hundehalter*innen – sowie vor allem aber ihren vierbeinigen Gefährten – gegenüber zu verhalten haben, bietet Dieter Puchelski vom Bereich Ordnung der Stadt Castrop-Rauxel in Zusammenarbeit mit der Hundetrainerin Claudia Panter schon im zweiten Jahr die Weiterbildung ›Der Umgang mit dem Hund im Dienst‹ an.
Seminar soll Mitarbeitenden Sicherheit geben
Auch wenn nicht nach Aussehen des Hundes geurteilt werden sollte, gibt es doch einige Vorgaben, die es von den Halter*innen zu beachten und vom Ordnungsamt oder der Polizei zu überprüfen gilt. So zum Beispiel, dass Hunde prinzipiell angeleint gehören und dass manche Rassen, sogenannte ›Listenhunde‹, einen Maulkorb tragen müssen. Was müssen die Mitarbeitenden also berücksichtigen, wenn sie einem Menschen mit einem freilaufenden Hund begegnen? Wie erkennen sie einen Listenhund? Und was ist die korrekte Herangehensweise? Um in solchen Fragen Sicherheit zu geben, ist das Seminar in einen Theorie- und einen Praxisteil aufgeteilt.
Parcours-Stationen stellen öffentliche Orte dar
Zunächst klärt Dieter Puchelski, in der Stadtverwaltung zuständig für die Themen Tierschutz und Landeshundegesetz NRW, über die rechtlichen Rahmenbedingungen auf. Claudia Panter, neben ihrer Tätigkeit als Hundetrainerin auch staatlich anerkannte Sachverständige für das Land NRW, erläutert anschließend den richtigen Umgang mit dem Hund. Im praktischen Teil stehen dann beide gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Ordnungsamtes und der Polizei sowie drei Amtsärzten des Veterinäramtes auf der Hundewiese und durchqueren einen Parcours, deren Stationen öffentliche Orte in Castrop-Rauxel darstellen. Mit Schildern, die der EUV Stadtbetrieb zur Verfügung gestellt hat, und vielen weiteren Requisiten wurden die Schauplätze wie Bushaltestellen und Spielplätze realistisch gestaltet. An jeder Station warten Hundehalter*innen mit ihren Tieren, um in Rollenspielen für den Ernstfall zu proben. Mal wartet ein freilaufender Hund, der angeleint sein müsste, mal ein Listenhund, der eigentlich einen Maulkorb tragen müsste, mal aber eben auch ein Hund, der nur gefährlich aussieht, es aber eigentlich nicht ist.
Körpersprache entscheidend
Überhaupt, so bekräftigen die beiden Seminarleiter*innen, gebe es eigentlich keine von Grund auf gefährlichen Hunderassen. Jedes Tier sei individuell, und es seien weniger die Gene, als vor allem Unsicherheit, die den Hund gefährlich mache. Besonders entscheidend seien daher die Körperhaltung und -sprache, sowohl dem Hund als auch seinem ›Frauchen‹ und ›Herrchen‹ gegenüber. Auf beides achten Hunde sehr viel genauer als Menschen. Dennoch müsse die Eigensicherung der Diensthabenden stets gewahrt bleiben. Deswegen sei der erste Schritt in jeder Befragung, den Hundehalter oder die Hundehalterin zu bitten, den Hund sicher anzubinden.
»Ich finde es eine gute Sache, aufzuklären«
Die Hundehalter*innen, die heute zu Übungszwecken mitmachen, sind zum Großteil Kund*innen der ›Glückliche Hundewiese‹. Viele haben sich extra für das Seminar Urlaub genommen, um den Diensthabenden zu helfen. Sie tragen mit ihren Hunden wesentlich dazu bei, dass die Fortbildung so erfolgreich verläuft. Dafür möchten sich die Stadtverwaltung und Claudia Panter noch einmal herzlich bedanken. »Ich finde es eine gute Sache, aufzuklären«, sagt Hundebesitzerin Helen Köhler, die selbst lange bei der Hundeschule von Claudia Panter gelernt hat. »Viele Menschen begegnen Hunden mit Vorurteilen. Deswegen ist eine Schulung wichtig für ein gutes Verhältnis zwischen Ordnungsamt und Hundehaltern.«
Zum Abschluss: Sachkundeprüfung
Abschließend bestand am Trainingstag noch die Möglichkeit, die Sachkundeprüfung abzulegen, die das Führen bestimmter Rassen entsprechend dem §10 des Landeshundegesetz NRW erlaubt. In NRW ist aktuell die Haltung von 65 Hunden bestimmter Rassen und 53 Hunden potenziell gefährlicher Rassen genehmigt. Die Halter*innen erhalten vom Ordnungsamt als Nachweis für ihre angemeldete Hundehaltung einen Hundeausweis. Diese Anmeldung beim Ordnungsamt ist nicht zu verwechseln mit der steuerlichen Anmeldung.
Online-Services für Hundehalter*innen
Die An- oder Abmeldung von großen Hunden beim Bereich Ordnung der Stadtverwaltung, die Beantragung des Ersatzes einer verlorengegangenen Hundesteuermarke sowie die Hundesteueranmeldung oder -abmeldung beim Bereich Finanzen sind übrigens auch online möglich. Über die städtische Internetseite www.castrop-rauxel.de erreicht man über ›Bürgerservice‹ und ›Online-Dienste‹ das entsprechende Serviceportal Emscher-Lippe.
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