Weihnachten beim Nöck vom Brunosee
Jule Springwald erzählt
Wenn die Tage kürzer werden, wird es unter Wasser dunkel. Darum fängt der Nöck vom Brunosee Ende des Sommers an, viel Holz zu seinem Haus zu bringen. Alt muss es sein, und es muss auch schon anfangen zu faulen. Denn jedes Kind weiß ja, dass fauliges Holz zu leuchten beginnt. Das nennt man Elmsfeuer. Wer es nicht glaubt, kann gerne bei Seebären nachfragen. Genau so bekannt ist, dass Feuer Licht und Wärme bedeutet.
Nun kann ja der Nöck nicht sein ganzes Haus mit dem Holz füllen, das wäre ja viel zu ungemütlich. Der Nöck hat da seinen ganz eigenen Plan. Er baut im Herbst einen hohen Wall um seinen Garten und sein Haus. Dann ist es drinnen richtig schön hell und warm. Alle Pflanzen im Garten gedeihen darum besonders gut. Bis zum Winteranfang ist der Wall fertig.
Der Nöck bekommt immer viel Besuch, weil er ein geselliger Kerl ist. Zu Weihnachten aber lädt er noch einmal alle zu sich ein, um vor seinem Winterschlaf ein schönes Fest zu feiern. Alle kommen gerne und bringen als Dankeschön hübsche Geschenke mit. Und jeder Gast hat auch etwas für das leibliche Wohl mitgebracht. Da gibt es Bucheckernkuchen, Kastanienbrot und Eichelplätzchen, getrocknete Beeren und Löwenzahnsuppe, Kräutertee und Hollunderglühwein … Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Die Regenbogenforellen z. B. bilden aus Luftblasen Girlanden, die wunderschön in allen Farben schillern und die Pflanzen im Garten schmücken. Was wie große Ballons im Garten herum schwebt, das sind die riesigen Silberblasen, die der Karpfen selbst gemacht hat, was er auch jedem erzählt, der nicht schnell genug wegschwimmen kann. Am Ufer haben die Wichtel ihre Laternen als festliche Beleuchtung aufgestellt. Die musikalische Begleitung erfolgt durch die Spatzen mit angenehmer Musikuntermalung. Der Biber bringt eine kleine Fichte mit und sagt: »Hab sie selbst gefällt!« Die Spinnen breiten darüber ihre besonders schmuckvollen Netze aus. Zuletzt kommen die Nebelfrau, die viele kleine Wassertropfen auf den Baum legt, und der Winterriese, der mit seinem bitterkalten Atem die Tropfen zu Eisperlen gefrieren lässt und die Zweige und Spinnennetze mit Raureif überzieht. Wenn der Mond aufgeht, erscheint das Festgelände in wunderbarem, silbrigem Glanz.
Die ganze Nacht wird gefeiert. Alle sind fröhlich, es wird viel gelacht und natürlich getanzt. Auch das Büfett, das die Wichtel aus den mitgebrachten Speisen aufgebaut haben, wird ratzekahl leer gefuttert. Kein Krümel – und kein Tröpfchen – bleibt übrig.
Im Morgengrauen verabschieden sich nach und nach die Gäste. Wenn die Sonne aufgegangen ist, erinnert nichts mehr an das zauberhafte nächtliche Treiben, nur ein einsames Fichtenbäumchen steht allein am Ufer. Jetzt kann der Nöck sich zum Winterschlaf in sein warmes Haus zurückziehen, bis er im Frühling erwacht. Wünschen wir ihm eine angenehme Ruhe!
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