Ein starkes Team
Robin Rusch und Jan Schulze sind Deutsche Schülermeister im Kanumarathon
Auf die Plätze, fertig … Der Startschuss fällt. Acht Kajaks sausen bei sommerlichen 28 Grad pfeilschnell über den Rhein-Herne-Kanal. Mittendrin, oder besser gesagt vorneweg: Robin Rusch und Jan Schulze, die beiden Nachwuchstalente des Lüner Kanusportvereins, der in diesem Jahr sein 70. Jubiläum feiert.
Anfeuern mit Bier und Grillwurst
Gerade erst haben die beiden Vierzehnjährigen den Sieg bei den Deutschen Meisterschaften der Schülerklasse im Kanumarathon in die Lippestadt geholt. Und auch bei der Ruhrfestspiel-Regatta Anfang Juni kämpfen sie sich in ihrem Zweierkajak über 500 Meter schnell an die Spitze. Lautstark angefeuert durch Trainer, Eltern, Geschwister und Teamkollegen, versteht sich. Zwar gibt es oben auf der Wiese Grillwurst und Bier – Regatten sind bei schönem Wetter immer auch vergnügliche Familienveranstaltungen – aber sobald ein Rennen beginnt, schwenkt die versammelte Aufmerksamkeit zu den jungen Sportlern.
Im Kajak geht es um Kraft, Kondition, Technik und Synchronität
»Ich habe vieles ausprobiert«, erzählt Jan auf die Frage, wie er zum Kanufahren gekommen sei. »Tennis, Fußball, alles kacke!« Er grinst. »Ich bin ein absoluter Ball-Legastheniker. Wenn ich schieße, fliegt der Ball zehn Meter am Tor vorbei.« Doch auf dem Wasser ist er in seinem Element, und zusammen mit Kumpel Robin als Steuermann kann ihn sowieso nichts stoppen. Im ›Einer‹ sind die Jungs Konkurrenten, im ›Zweier‹ bilden sie ein eingespieltes Team. Seit rund sechs Jahren sitzen sie nun schon bei vielen Gelegenheiten im wahrsten Sinne des Wortes in einem Boot. Und diese Erfahrung macht sich bemerkbar, denn beim Kanusport geht es längst nicht nur um Kraft und Kondition, es geht auch um Technik und Synchronität. »Wenn einer Mist baut, pflaumt man sich natürlich auch schon mal an«, verrät Robin und schmunzelt. »Aber danach verträgt man sich auch immer schnell wieder.«
»Viele fallen erst mal rein«
»Die beiden waren von Anfang an die besten in ihrer Altersklasse, von daher war es logisch, sie zusammenzusetzen«, berichtet Reiner Herzig, der ihnen das Paddeln mit sieben beziehungsweise acht Jahren beigebracht hat. In diesem Alter ist der Einstieg in den Sport optimal. »Ein Kajak zu beherrschen ist gar nicht so leicht, es erfordert viel Geduld und Ausdauer«, so der Trainer. »Die Boote sind ziemlich wackelig, weshalb viele beim ersten Versuch reinfallen. Alle Kinder, die bei uns im Verein anfangen, müssen deshalb schon sicher schwimmen können.« Während das Training bei den Kleinsten eher spielerisch abläuft, trainieren die Älteren sechsmal pro Woche: auf dem Wasser, im Geräteraum und im Paddelbecken mit künstlicher Strömung. Dazu kommen Joggingeinheiten und Gymnastik.
Vom Kurzsprint bis zum Marathon
Die Goldmedaille bei den Deutschen Marathonmeisterschaften in Rheine auf der Ems ist der bislang größte Erfolg für Robin und Jan, die sich eigentlich auf den Kanurennsport spezialisiert und auch hier schon viele vordere Plätze erpaddelt haben. Während die Athleten bei den Rennen in kurzen Sprintdistanzen von 200, 500 oder 1.000 Metern gegeneinander antreten, müssen sie beim Marathon Strecken ab zehn Kilometern und sogenannte Portagen bewältigen – dann muss das Kajak über einen kurzen Streckenabschnitt an Land von den Fahrern getragen werden. »Für die 14,1 Kilometer in Rheine haben wir eine Stunde und sieben Minuten gebraucht«, berichten die Schüler. »Das ist schon sehr anstrengend, da muss man sich seine Kräfte gut einteilen und einen Trinkrucksack dabei haben.«
»Vor dem Startschuss denkt man nicht mehr viel nach«
Rund zehn Regatten fahren Jan und Robin im Jahr. Ist man bei so viel Routine eigentlich noch aufgeregt? Was geht einem vor dem Start durch den Kopf? Gibt es eine Strategie wie beim Fußball? »Das kommt auf die Konkurrenz an«, verrät Jan. »Inzwischen kennt man seine Gegner und kann einschätzen, was auf einen zukommt.« »Manchmal tauschen wir uns noch kurz aus und besprechen, was wir machen, um die anderen abzuhängen«, ergänzt Robin. »Aber direkt vor dem Startschuss wird eigentlich nicht mehr geredet und man denkt auch nicht mehr viel nach. Da geht es dann nur darum, sich zu konzentrieren, um auf Kommando loszulegen.« Und die Anfeuerungsrufe der ›Fans‹? »Die hört man auf dem Wasser meistens eh nicht – außer vielleicht im Ziel, wenn man gewonnen hat.«
Übrigens: Auch die kleinen Brüder von Jan und Robin, Tom und Lukas, paddeln schon auf Erfolgskurs: Sie sind Westdeutsche Schülermeister im Einer- beziehungsweise Viererkajak.
Seit der Gründung des KSC Lünen 1949 konnten durch konsequente Jugendförderung viele Erfolge errungen werden. So zählt der Club Deutsche Meister, Weltmeister und sogar einen Vize-Olympiasieger zu seinen Mitgliedern. Hauptquartier des Vereins ist das Bootshaus nahe Kilometerstein 12,2 des Datteln-Hamm-Kanals.
Das Anfängertraining für Jung und Alt findet immer montags um 17.30 Uhr und (außerhalb der Regattasaison) samstags um 14 Uhr statt.
Weitere Infos: www.ksc-luenen.de