»Wir sind die Stimme der Natur«
Wenn Wilhelm Dickhöfer von der Natur spricht, dann bemerkt man, dass es dabei auch fast immer um den Menschen geht. Straßenbäume und Grünflächen verbessern schließlich die Luft, die wir atmen. Besonders imposante Naturdenkmäler wie die Napoleonsbuche bei Gahmen »lassen uns staunen«, wie er sagt, und inspirieren zur Legendenbildung. Versiegelte Böden erhöhen dagegen die Temperatur und sorgen für Überschwemmungsgefahr. Die Menschen mögen es doch, wenn Vögel zwitschern und Schmetterlinge flattern. Und wenn er von Fledermäusen erzählt, dann beginnen die Augen des Vorsitzenden des Arbeitskreises Umwelt und Heimat e. V. zu leuchten.
Wo die Hühner herumscharwenzeln …
Wir trafen Wilhelm Dickhöfer auf einer Streuobstwiese an der Achenbachstraße in Brambauer. Vor 30 Jahren war an dieser Stelle noch ein Maisfeld, Monokultur. Heute stehen hier rund 20 Bäume, die unterschiedliche Früchte tragen, unter denen eine Schar Hühner herumscharwenzelt. »Leider mussten wir letztens ein Netz über den Hühnerauslauf spannen, denn hier gibt es auch Greifvögel.« Immerhin spricht das auch für ein intaktes Ökosystem. Zum Beispiel haben dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge Störche in Lünen gebrütet.
Wie Umweltschutz und Lebensqualität zusammenhängen
Andere Vogelarten hingegen sind nicht mehr zu sehen. Eine der Aufgaben, die sich der Arbeitskreis Umwelt und Heimat gesetzt hat, ist der Artenschutz. Dazu gehört, den Vogelbestand zu zählen. 2020 ist das Jahr, in dem der Kiebitz verschwunden ist. Schon länger gibt es keine Nachtigallen mehr in der Lippestadt. Daher fordern die Naturfreunde einen Artenschutzplan von der Lüner Stadtverwaltung. Dies ist einer von vielen Punkten, die der Verein im Vorfeld der Kommunalwahl am 13. September veröffentlicht hat. Auf der Liste stehen neben dem Artenschutz auch Dinge wie ›Erneuerbare Energien fördern‹ und ›Mit dem Stadtgrün sorgfältiger umgehen‹. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Schutz von Grünflächen wie Frischluftschneisen. Hier zeigt sich, wie Umweltschutz und Lebensqualität zusammenhängen. »Stellen Sie sich im Sommer auf einen Parkplatz. Unerträglich!«, sagt Wilhelm Dickhöfer. »Aber stellen Sie sich dann mal unter ein paar Bäume.« Den kühlenden Effekt kennt wohl jeder. »Bäume sind Staubfilter, produzieren Sauerstoff, geben Feuchtigkeit und spenden Schatten.« Da ist es doch klar, dass man sie schützen muss.
Von Schwalben und Fledermäusen …
Der ehemalige Umweltbeauftragte einer Sparkasse fasst das politische Engagement des Arbeitskreises zusammen: »Wir ecken oft an, weil wir den Mund aufmachen. Wir sind die Stimme der Natur.« So hat der Verein schon viele Schutzgebiete gerettet oder erst einrichten können. Doch Umweltschutz fängt nicht erst auf Verwaltungsebene an. »Heute liest man oft: ›Denke global, handle lokal‹. Wir machen das schon seit 40 Jahren«, sagt Wilhelm Dickhöfer und zeigt, beispielhaft, auf die Obstwiese. Sie ist eines von mehreren Grundstücken des Vereins. Ein größeres, artenreiches Biotop befindet sich in der Lippeaue, wo sich zuletzt etwa 40 Paare der Uferschwalbe eingenistet haben. Aber auch auf der kleinen Wiese mit den alten Apfel- und Birnbäumen und den Hühnern lebt noch viel mehr. Sechs verschiedene Fledermausarten wurden hier schon beobachtet: braune Rauhautfledermäuse, die großen Abendsegler und die Langohren, die besonders geschickte Jäger sind.
Helfende Hände gesucht
Unter dem Stichwort ›praktischer Naturschutz‹ organisiert der Arbeitskreis zahlreiche Aktionen, um Lebensräume im Kleinen zu bewahren. Wiesen wollen gemäht, Kopfweiden beschnitten werden. Mitglieder entschlammen Teiche und scheren Hecken. Bei diesen vielfältigen Maßnahmen sind zahlreiche helfende Hände gefragt. Manche Aufgaben sind anstrengend, aber mit mehreren schnell zu meistern, andere angenehm und eine willkommene Abwechslung. Freiwillige Helfer und interessierten Nachwuchs haben die Aktiven bisher vor allem bei öffentlichen Veranstaltungen gewonnen. Viele Exkursionen und Radtouren – auch speziell für Kinder – mussten in den vergangenen Monaten ausfallen. Doch selbst wenn das beliebte Apfelfest dieses Jahr wohl nicht stattfinden wird, so plant man im Arbeitskreis Umwelt und Heimat e. V. schon für die Zukunft. Umweltfreunde jeden Alters sind eingeladen, sich jederzeit beim Verein zu melden, etwas Neues zu lernen und sich und der Natur Gutes zu tun.
diese Seite auf Facebook teilen0