Stadtmagazin Lünen: Dies und Das

Fledermäuse

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Eine Liebeserklärung an kleine Flattergeister

Lange wurden Fledermäuse als blutsaugende Vampire diffamiert, gefürchtet und gejagt. Durch Corona geriet ihr Ruf einmal mehr ins Wanken. Dabei handelt es sich um faszinierende, schutzwürdige Geschöpfe! Höchste Zeit, mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen und den Nachtschwärmern ein eigenes Kapitel zu widmen.

Blutdurstige Unheilsbringer? Das steckt dahinter!

Seit rund 50 Millionen Jahren existieren Fledermäuse auf unserem Planeten. Früher galten sie als böses Vorzeichen für Unheil, Krankheit oder Tod. Ihr nachtaktives, lichtscheues Wesen schürte den Aberglauben unserer Vorfahren, es mit Ausgeburten der Hölle zu tun zu haben. Geflügelte Teufelsdarstellungen und Volksmythen über Vampire in Fledermausgestalt dürften diese Auffassung wohl noch verstärkt haben. Darüber hinaus kreiste unter den Menschen das Gerücht, die Tiere würden sich an den Lebensmitteln in den Vorratskammern vergreifen – schließlich wurden sie häufig beim ›Verdauungsschlaf‹ überrascht. Über Jahrzehnte führten solche und andere Falschinformationen zu einer systematischen Verfolgung und Ausrottung der kleinen Flattergeister. Manche Geschichten wie die des Blutsaugens halten sich bis heute hartnäckig. Dabei ernähren sich hiesige Fledermäuse schlicht von Insekten wie Schnaken, Mücken, Fliegen oder Käfern. Es gibt lediglich drei Arten von Vampirfledermäusen, die sich das Blut von Wild- und Haustieren schmecken lassen. Sie leben aber nicht bei uns, sondern in Südamerika. Und menschliches Blut steht eigentlich auch gar nicht auf ihrem Speiseplan.

Kurios: Im Mittelalter wurden Körperteile von Fledertieren gegen allerlei Krankheiten angewendet. So empfahl der Bischof Albertus Magnus, sich das Gesicht mit Fledermausblut einzureiben – als Rezept gegen Nachtblindheit.

Superhelden der Tierwelt

Heute wird die Erde von über 1.200 Fledermausarten bevölkert. Rund 50 von ihnen sind in Europa heimisch. Ihre Fähigkeit, sich per Schallwellen zu orientieren und mit bis zu 70 Stundenkilometern durch die Lüfte zu sausen, macht sie zu äußerst geschickten Jägern der Nacht. Während des fünfmonatigen Winterschlafs fahren die kleinen Superhelden ihre biologischen Funktionen dann stark zurück: Herzschlag und Atmung verlangsamen sich, die Körpertemperatur sinkt auf 3 bis 5 Grad. So können sie bis zu 90 Minuten auskommen, ohne Luft zu holen – die Dauer eines Fußballspiels! Anders als viele Gruselgeschichten suggerieren, sind Fledermäuse überdies sehr soziale Kreaturen. Sie teilen Unterkünfte, Mahlzeiten und betreiben sogar gegenseitige Fellpflege. Im Winter kuscheln sie sich in ihren Quartieren dicht aneinander. Im Frühling vereinen sich die Weibchen zu Wochenstubengemeinschaften von zehn, hundert oder gar tausend Tieren, um ihre Jungen aufzuziehen. Und auch die ›Mäuseriche‹ schließen sich während dieser Phase zu Kolonien zusammen.

Unsere heimischen Fledermäuse übertragen kein Corona!

Seit 2020 wurden Fledermäuse wiederholt mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge! Der gefürchtete Erreger SARS-CoV-2 ist genetisch zwar mit Viren von Wildtieren verwandt – sein genauer Ursprung ist aber nach wie vor ungeklärt. Eine direkte Übertragung von SARS-CoV-ähnlichen Viren von Fledermäusen auf Menschen wird von Wissenschaftlern als extrem unwahrscheinlich eingestuft und wurde bislang auch noch nie nachgewiesen. Nach derzeitigen Erkenntnissen sind immer andere Tiere als Zwischenwirte im Spiel. Davon abgesehen existieren keinerlei Hinweise darauf, dass unsere in Deutschland heimischen Arten Coronaviren-Stämme in sich tragen. Forderungen, die scheuen Tiere aufgrund einer vermeintlichen Gesundheitsgefahr zu bekämpfen, wären demnach komplett unbegründet – und in der EU sogar strafbar.

Tipps für ein fledermausfreundliches Umfeld

Fledermäuse sind nicht nur nicht gefährlich, sie leisten einen wertvollen Beitrag im Ökosystem. Durch die intensive Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Bebauung schrumpft ihr Lebensraum leider immer weiter in sich zusammen. Einige Vertreter der Spezies haben sich an die veränderte Situation angepasst und besiedeln alte Keller, Dachböden oder Spalten zwischen Dachziegeln – solange diese Ersatzquartiere nicht den zunehmenden Sanierungsmaßnahmen zum Opfer fallen. Andere baumbewohnende Arten brauchen die Natur zum Überleben. Deshalb ist es so wichtig, dass alle Gartenbesitzer für ein fledermausfreundliches Umfeld sorgen! Heimische Gehölze (z. B. Holunder, Weißdorn, Hundsrose) sowie nachtblühende Stauden (z. B. Leimkraut, Seifenkraut, Wegwarte) locken jene Insekten an, die wiederum auf dem Speiseplan der Fledermäuse stehen. Knorrige alte Bäume mit Höhlen sind ein beliebter Unterschlupf und sollten unbedingt erhalten werden. Alternativ empfiehlt es sich, Fledermauskästen an Hausfassaden oder in Bäumen anzubringen. Der Kasten sollte im Windschatten in mindestens drei Metern Höhe fest installiert werden. Wichtig ist eine freie Einflugschneise. Mit etwas Glück können Sie die akrobatischen Nachtschwärmer dann schon in der nächsten Dämmerung auf Insektenjagd beobachten. 

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