Stadtmagazin Lünen: Soziales

Wo ist Nikki?

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Das ›Hunde Suchteam für Lünen‹ unterstützt Hundehalter*innen auf der Suche nach ihren verschollenen Lieblingen

Beim Spaziergang durch den Seepark Horstmar wirken Sunny und Mia wie zwei ganz normale aufgeweckte Vierbeiner: Sie wuseln an der Leine um die Beine von Frauchen Diana Weichert herum, schauen neugierig und aus großen Augen in die Gegend und wedeln freundlich mit dem Schwanz, wenn mal ein Fahrradfahrer vorbeikommt. Kaum zu glauben, dass wir es mit zwei ehemaligen ›Angsthunden‹ zu tun haben sollen.

Die kleine Mia versteckte sich drei Tage unter dem Bett

»Sunny stammt aus Rumänien und ist bereits seit acht Jahren bei mir«, erzählt Diana Weichert. »Sie hat sich in dieser Zeit toll entwickelt und hilft mir heute sogar dabei, andere Hunde zu beruhigen.« So auch im vergangenen Herbst, als das ›Hunde Suchteam für Lünen‹ eingeschaltet wurde, um die kleine Mia zu finden, die laut Aussage ihrer damaligen Besitzer von zu Hause weg getürmt war. »Als wir eintrafen, stellte sich heraus, dass Mia keineswegs entlaufen war, sondern sich drei Tage unter dem Bett versteckt hatte. Ohne Wasser und Futter! Sunny hat mir dann geholfen, sie wieder hervorzulocken, und ich habe sie notfallmäßig aufgenommen. Später wurde dann entschieden, dass sie dauerhaft bei mir bleibt, und ich würde sie nicht mehr abgeben wollen.«

»Hunde entlaufen aus einem Grund«

Vor anderthalb Jahren haben Diana Weichert und ihre Kollegin Yvonne Liefland mit einigen Helferinnen das ehrenamtliche Suchteam ins Leben gerufen. Im Tierschutz engagieren sich die beiden Frauen aber schon viel länger. Dabei kooperieren sie mit verschiedenen Vereinen und Einrichtungen wie den umliegenden Tierheimen oder dem Dortmunder Verein Glück für Pfoten e. V. »Hunde entlaufen aus einem Grund«, so Yvonne Liefland. »Wenn sie aus Panik zum Beispiel bei einem Gewitter das Weite suchen, sind selbst soziale Tiere in einem Zustand, in dem nicht mal die Besitzer sie so einfach in den Griff kriegen. Bei Hunden aus dem Ausland, die sich nicht auskennen, ist es oft noch schwieriger. Dafür gibt es kein Pauschalrezept. Wir holen daher erst einmal Informationen ein und leisten erste Hilfe.«

Sind Bahnschienen oder eine Autobahn in der Nähe?

Was genau ist passiert? Handelt es sich um einen Angsthund oder um ein potenziell aggressives Tier? Sind Bahnschienen oder eine Autobahn in der Nähe? Auf Grundlage solcher und anderer Fragen werden die entsprechenden Stellen benachrichtigt (Tasso-Register, Tierheime, Polizei, ggf. die Deutsche Bahn und die Autobahnpolizei) und Maßnahmen getroffen. Beispielsweise sei es oft sinnvoll, eine Futterstelle vor dem Haus einzurichten, sagt Diana Weichert. »Manche Tiere kommen zur Ruhe und kehren dann von alleine zurück.« Falls das nicht geschieht, unterstützen die Helfer*innen beim Drucken und Verteilen von Flyern. »Hier sind wir immer froh, wenn die Hundebesitzer unsere Ratschläge selbst umsetzen, da wir alles ehrenamtlich machen und aus eigener Tasche bezahlen«, so Yvonne Liefland. »Aber wenn es sein muss, packen wir natürlich auch tatkräftig mit an.« Als letzter Ausweg wird eine Lebendfalle aufgestellt.

»Wenn der losrennt, hilft keine herkömmliche Leine und auch kein Gartenzaun«

Im vergangenen Jahr haben die Lünerinnen auf diese Weise zwölf Fluchttiere ausfindig gemacht. Zudem stehen sie unerfahrenen Hundehalter*innen zur Seite, damit es gar nicht erst so weit kommt. »Bei Transporten aus dem Ausland ist die korrekte Sicherung mit speziellem Geschirr besonders wichtig. Leider werden hier aus Unwissenheit viele Fehler gemacht. Die Leute ahnen oft nicht, dass sich ihr Neuzugang in einer Ausnahmesituation befindet: Er kennt vielleicht keinen Fernseher und ist nicht auf Menschen geprägt. Wenn der losrennt, hilft keine herkömmliche Leine und auch kein Gartenzaun. Wir klären auf und können über unsere Partner sogar entsprechendes Sicherheitsgeschirr verleihen.« Bei Fundtieren unbekannter Herkunft weiß das Team ebenfalls Rat. »Wir können den Halter anhand des Chips ermitteln oder den kleinen Flüchtling an eine Pflegestelle vermitteln, damit er nicht ins Tierheim muss, bis die Besitzer sich melden.«

Gesucht: Nikki

Die Geschichten gehen nicht immer gut aus: Im April verschwand die bulgarische Mischlingshündin Nikki aus ihrem neuen Zuhause in Waltrop. Am 20. Mai wurde sie zuletzt gesehen, danach verliert sich ihre Spur. »Wer Informationen hat, soll sich unbedingt melden, Nikkis Pflegeeltern wären überglücklich«, so die beiden Tierschützerinnen, die bei einem konkreten Tipp auch abends oder nachts rausfahren würden. Warum das alles? »Wir waren schon ab und an kurz davor, das Handtuch zu werfen«, räumt Yvonne Liefland ein. »Aber am Ende hat unsere Liebe zu den Tieren immer gesiegt. Und wenn man sieht, wie Mensch und Tier sich freuen, wiedervereint zu sein, muss man sich einfach mitfreuen.«

Wie Sie helfen können

Wer das ›Hunde Suchteam für Lünen‹ unterstützen möchte, kann dies am besten mit Sachspenden tun (Gelder dürfen aus rechtlichen Gründen nicht angenommen werden). Aktuell wird eine Hundelebendfalle (rund 1.000 Euro) benötigt. »Außerdem bräuchten wir eigentlich einen Wagen für unsere Einsätze, in dem wir auch Ausrüstung transportieren können«, sagt Yvonne Liefland. »Das wäre ein absolutes Träumchen. Dafür würden wir auch Werbung fahren!«

Weitere Infos:
Diana Weichert Tel. 01 76 / 85 01 49 38
Bei Facebook unter ›Hunde Suchteam für Lünen‹
www.tierhilfe-im-kreis-unna.de

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