Stadtmagazin Lünen: Kunst und Kultur

Vorgestellt: Florian Klapetz, Wien

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Eine Reise durch Untiefen und Abgründe

Kinder, die im Schmutz auf der Straße spielen. Ein betrunkener Punk, der seine Finger in die Kamera streckt. Verwitterte Fassaden und schummriges Kneipenlicht.

Während der Lüner Filmemacher Florian Klapetz in die Hochglanzwelt der Ehrgeizigen und Erfolgreichen eintaucht, begibt sich der Wiener Fotograf Florian Klapetz auf die Spur menschlicher Untiefen und Abgründe, die er in Bahnhöfen, Nachtlokalen und Slumvierteln einfängt. Als Reisender und scharfer Beobachter des Alltags ist er vor allem in den Ländern des ehemaligen Ostblocks und Österreichs unterwegs. Wir haben die Gelegenheit genutzt und ihm einige Fragen gestellt.

Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Bilder?

Bereits im Kleinkindalter habe ich auf diversen Urlauben die Kamera des Vaters oder Großvaters übernommen. Für die beiden war die Technik zu kompliziert, und bis sie die Bedienungsanleitung gelesen hätten, wäre der Urlaub schon vorbei. Da war ich schneller.

Welche Motive faszinieren Sie heute am meisten?

Menschen in ihrer natürlichen Umgebung. Also nicht im Studio. Das reale ungeschönte Leben. Wie man aus meinen Bildern bei Instagram sehen kann, fotografiere ich gerne auch Randgruppen, von den Menschen des Hamburger Berges mit Elbschlosskeller und Goldenem Handschuh bis hin zur magischen Welt der Hexen in Rumänien.

Wie kommt man dazu, Hexen zu fotografieren?

Das ist eine lange Geschichte. Roma sind sehr abergläubisch und vertrauen bei Liebes-, Gesundheits- und Geldproblemen eher auf Hexen und ihre Rituale als auf Therapeuten oder andere Fachleute. Ein Ritual ist aber nicht gerade günstig, und Hexen verdienen sogar für westliche Verhältnisse sehr gut. 2011 wollte die damalige rumänische Regierung die Hexen dazu verdonnern, ihr Einkommen zu versteuern. Im Gegenzug bot man ihnen eine Art Hexen-Gewerkschaft und Hexen-Sozialversicherung an. Die Frauen wehrten sich mit Drohungen und Flüchen dagegen. Es war kaum zu glauben. Einige Politiker hatten Angst und unterschrieben die Verordnung nicht. Das dauerte bis 2015. Im Jahr 2019 praktizierten die Hexen erneut ihre Rituale gegen die Regierung, die kurze Zeit später zerbrach. Mich hat das Thema interessiert, ich habe die Rituale begleitet und ein Interview geführt.

Was haben Sie gedacht, als Sie vom Lüner Stadtmagazin angeschrieben wurden?

Da ich viel für deutsche Kunden arbeite, eigentlich nicht viel. Lünen kenne ich vom Hören und Vorbeifahren. Der Filmemacher Florian Klapetz sagt mir auch etwas. Nach meiner Recherche sind wir zwei die einzigen Personen mit diesem Namen auf dem Planeten. Wir haben uns vor Jahren deswegen auf Facebook verlinkt, sind uns jedoch nie persönlich begegnet. Langsam interessiert es mich aber mehr und mehr. Vielleicht sollte ich einmal ein Portrait von ihm machen.

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