Der Käfer
Kult von Lünen bis Mexiko
›Adios, Vochito!‹ Übersetzt hieß es vor zwanzig Jahren: ›Auf Wiedersehen, Käfer!‹ Eine Musikkapelle spielte auf am 30. Juli 2003 in der Volkswagenfabrik in La Pueblo (Mexiko), am Ende lag ein Sombrero auf dem Dach – ein würdiger Abschied für ein Auto, das in seiner langen Lebenszeit so viel mehr war als ein Fortbewegungsmittel: Kultobjekt, Symbol des deutschen Wirtschaftswunders, Exportschlager und Politikum ...
Insekten-Vergleich stammt wohl aus der New York Times
... denn der Käfer – the beetle, el vocho – war ursprünglich eine Idee der Nazionalsozialisten. Ferdinand Porsche erhielt 1933 den Auftrag, ein preisgünstiges Auto zu entwickeln, vier Jahre später wurden die ersten Vorserienmodelle des ›Kraft-durch-Freude-Wagens‹ produziert. Nach dem Krieg nahm das Projekt Fahrt auf, und gerüchteweise war es die New York Times, die das Auto als erste mit einem krabbelnden Insekt verglich. Es dauerte zwar etwas, aber dann blieb der Name ›Käfer‹ haften. Langlebigkeit war eine seiner herausragenden Eigenschaften: Sogar der letzte Wagen, der in Mexiko vom Band lief (in Deutschland war schon 1978 Schluss), sah immer noch aus wie ein typischer Käfer.
Käfer-Fans in der Lippestadt
Auch in der Lippestadt gibt es mit der ›Interessengemeinschaft (IG) der Luftgekühlten Lünen‹, seit dem 18. Oktober 2007 als eingetragener Verein unterwegs, echte Käfer-Fans. Heinz Thoy (der heutige IG-Vorsitzende), Jörg Stark, Thomas Styrak, Bastian Schwarzlose und Patrick Pitruska waren nicht nur Ideengeber, sondern auch die ersten ›Macher‹ innerhalb der IG. Durch monatliche ›Benzingespräche‹ und Mundpropaganda kletterte die Mitgliederzahl von einer Handvoll VW-Käfer-Freaks auf mittlerweile 50 Personen. Oldtimertreffen, ein ›Mai-Käfer-Treffen‹ in Hannover oder jeweils im Frühjahr das eigene Käfertreffen auf dem Betriebsgelände von EDEKA-Patzer in Lünen: Vieles hat Tradition. Nicht nur die geselligen Events, sondern auch der Kultstatus des legendären Käfers vereint die Interessengemeinschaftsmitglieder.
Zeitreise in eine andere Autowelt
Wagt der Nostalgiker einen Blick ins Fahrzeug, geht nicht nur das Herz auf, nein, auch eine Zeitreise in eine andere Autowelt erwartet uns: Keine Servolenkung, manuelle Fensterheber, Viergangschaltung, ein einfaches Ukw-Radio mit Kassette, die Vase am Armaturenbrett, dazu für Konservative der Wackeldackel oder die Toilettenrolle auf der Heckfensterablage. Unter der Haube schlummerte lediglich ein 50-PS ›starker‹ Motor. Die Farbpalette war mit Blau, Rot, Gelb und manchmal auch Weiß durchaus überschaubar. Der Kofferraum vorne – eigentlich unüblich in der Automobilbranche – und der Boxermotor ohne Kühler hinten eingebaut. Für viele Käfer-Fans einfach genial. Insbesondere der einzigartige Sound. Wer ein paar Mark mehr auf den Tisch legte, konnte eine der beiden höherwertigen Ausstattungen auswählen: ›S‹ für Sonderausstattung oder ›LS‹ für Luxussonderausstattung. Diese beinhalteten eine schwarzlackierte Haube und eine Karosserie in Gelb, Nebelschweinwerfer, eine heizbare Heckscheibe, Teppichboden und eine Zweistufenlüftung.
Vom Babycar bis zur Nostalgie-Karosse
»Für mich ist der heutige VW Beetle kein Käfer. Es ist ein Golf IV, nur mit einer anderen Karosserie. Unser geschichtsträchtiger VW Käfer wird entweder gehasst oder geliebt. So einfach ist das«, meint Käfer-Fahrer Mario Schäper aus Südkirchen und erhält für seine Meinung kopfnickende Unterstützung von seinem Vereinskameraden Heinz Thoy. Dem aus Lünen-Süd stammenden und langjährigen IG-Vorsitzendem Heinz Thoy ist es gar gelungen, Tochter Marie Christine von dem Charme des einzig wahren Käfers zu überzeugen. Und sogar Enkeltochter Mila, mit einem Lebensjahr das jüngste IG-Mitglied, fährt in einem kleinen Babycar Modell ›VW Käfer‹ um die Ecken. Neben dem vergleichsweise eher preiswerten ›Käfer-Mäuschen‹ finden sich aber auf jeden Fall wahre Kostbarkeiten bei der IG. Der Vereinsälteste Wolfgang Stöwhase (79 Jahre) hat sein Liebhaberauto fachmännisch schätzen lassen: Der Nostalgiewert seines Gefährts wurde mit stolzen 60.000 Euro eingestuft.
Tipp: Die IG freut sich über neue Mitglieder – insbesondere solche mit Vorliebe für einen VW Käfer. Der monatliche Stammtisch findet jeden letzten Samstag im Monat ab 18.30 Uhr in der Niederadener Gaststätte ›Weber‹ (An der Gräfte 21) statt. Ideal zum Kennenlernen!
Michael Blandowski
Interessenten können sich auch gern beim IG-Vorsitzenden Heinz Thoy melden.
Tel. 01 72 / 9 18 61 42