Lasst die Puppen tanzen bis alle neun gefallen sind
Kegeln von der Weltspitze zum Kneipenspiel – Lünen räumt weiter erfolgreich ab
Neben Laufen und Ringen zählt das Kegeln zu den ältesten Sportarten der Menschheit. Erste Versuche soll es schon vor 5.500 Jahren im alten Ägypten gegeben haben. Bis ins 18. Jahrhundert wurde im Freien geworfen, erst dann ging es in die Halle. Ab 1922 gab es Deutsche Meisterschaften. Ja, Kegeln war eine echte Leidenschaft zahlreicher (!) Menschen. Auch die deutschen Dichter-Fürsten Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller galten als wahre Kegelfans.
Lünen erfasste der Wurfsport mit der Kugel und den neun Kegeln Ende der 50er-Jahre. 1965 folgte die Gründung der Sportkeglergemeinschaft Lünen im einzigen Kegelzentrum mit damals zwei Bahnen, der Anlage Schwenke am Lindenplatz. 1971 spaltete sich Brambauer ab, feierte in Lünen 1973 mit Angelika Göbel-Gerhardus seine erste Deutsche Meisterin, die auch noch WM-Erste wurde. Die Lüner versprachen sich von einem Wechsel 1971 auf die vier Bahnen im Treffpunkt Lünen-Süd ein besseres Training. Zwei ihrer Mitglieder – Karl-Heinz Laux, seit 65 Jahren im Verein und 37 Jahre lang Vorsitzender, und Kurt Denkert, auch einst Lüner Bürgermeister – unterstützten damals den Kauf einer Anlage mit sechs Bahnen in Werne. Jetzt fühlen sich die Lüner seit 1992 auf den Spielflächen in der Kamener Stadthalle – vier Bahnen – rundum wohl. Die Erfüllung der Hoffnung auf eine eigene Halle in Lünen blieb bis heute ein unerfüllter Traum. Die beiden Lüner Kegelclubs, Fortuna Lünen für die Damen und Kegelsportclub (KSC) für die Herren, wurden 2012 aufgelöst. Alle Mannschaften spielen seitdem unter dem Vereinsnamen Preußen Lünen.
Was gehört zum Kegeln? Der 84-jährige Funktionär Karl-Heinz Laux – inzwischen Ehrenmitglied des Vereins – findet eine schnelle Antwort: »Spaß und Lust am Sport, auf den Scherenbahnen benötigt man Gefühl. Wichtig ist eine sehr gute Kondition. 200 Würfe in einer Zeit von circa einer Stunde zu absolvieren, da darf man bei den letzten zehn Versuchen nicht schlappmachen! Finanziell sind wir, auch dank der städtischen Zuschüsse, sicher aufgestellt. Wir haben um die 70 Mitglieder, darunter über zehn Prozent Jugendliche. Wir haben Welt-, Europa- und Deutsche Meister in unseren Reihen – Vorbilder, Zugpferde, die den Nachwuchs erfolgreich zum Mitmachen animieren!«, freut er sich.
Aber auch der Glanz der Altmeister strahlt noch. Barbara Laux wurde 1983 Deutsche Meisterin, mit dem Nationalteam Weltmeister. Josef Schröder, der mit 80 noch ein Buch über seine Gefangenschaft in Sibirien schrieb und vor vier Jahren mit 93 starb, war der erste Lüner, der bei den Senioren 1987 den deutschen Titel in die Lippestadt holte. Eine Kegel-Ikone war und ist Petra Renner. Um die 100 Mal – von der Westdeutschen bis zur Weltmeisterschaft – stand sie auf dem Treppchen, vorwiegend auf dem ersten Platz. So fuhr sie bei der WM in Kerkrade 1999 den Sieg in allen drei Damen-Disziplinen ein. Für all ihre Erfolge wurde die Frau, die auch schon Vorsitzende ihrer Kegler war, feierlich mit dem Silbernen Lorbeerblatt des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
Nachwuchs und Neuzugänge rücken nach: Bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Brasilien holten Cathrin ›Cathy‹ Bertermann und Verena Kilp Gold und Silber. Ein Jahr vor den Deutschen Meisterschaften in Trier war Katharina Schmitz, erst 23-jähriger Neuzugang aus Köln, auch bei der Weltmeisterschaft in Langenfeld am Start. Sie sicherte sich in beiden Wettbewerben Titel und vordere Treppenplätze. Mit Beginn der 2000er-Jahre gab es bei den Damen die 1. Bundesliga. Bis dahin waren die Landesligen der Landesverbände die höchste Liga bei den Damen gewesen. Dort waren die ›Preußen‹ – damals noch unter dem Namen Fortuna Lünen – Gründungsmitglied.
»Während andere Vereine aus Großstädten wie Dortmund oder Hagen nicht mehr starten, sind wir durchweg in dieser Liga geblieben, holten immer wieder den Titel, zählen meist zu den drei besten deutschen Teams«, berichtet ›Preußen‹-Sportwart und Pressesprecher Peter Erfmeier, seit 49 Jahren aktiver Spieler. Allerdings weiß er, dass die Zukunft für den jahrhundertelang heißgeliebten und hochgeschätzten Sport durchaus eine Herausforderung ist: »Unverkennbar ist im Kegelsport ein Sinkflug zu beobachten. Der Rückgang ist schon mehr als deutlich. Um 70 Prozent weniger Mannschaften nehmen am Spielbetrieb teil als zu Glanzzeiten Mitte der 80er-Jahre. Bei den ›Preußen‹ ist der Rückgang zum Glück nicht so dramatisch. Die Zahl der Mitglieder ist in den letzten 20 Jahren weitgehend stabil. Der Rückgang betrifft insbesondere die Gesellschaftskegler. Die Gastwirte sind froh, wenn sie die Bahnen überhaupt belegen können. Die Freizeit-Interessen haben sich geändert. Wohin der Weg geht, ist noch nicht klar zu erkennen. Wir werden auf jeden Fall weiter auf unsere gute Jugendarbeit setzen!« In dem Sinne: Alles Gute und gut Holz!
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