Stadtmagazin Lünen: Kunst und Kultur

»Weil das Cello die Stimme des ­Menschen am besten widerspiegelt«

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Im Gespräch mit Kulturförderpreisträgerin Kristin Patschinsky

Kristin Patschinsky das Publikum mit ihrem Cellospiel. Im Mai wurde die junge Nachwuchsmusikerin von Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns mit dem Kulturförderpreis 2023 der Stadt Lünen ausgezeichnet. Wir sprachen mit der 25-Jährigen über ihre besondere Leidenschaft für das Violoncello, Lampenfieber und Lüner Lieblingsecken.

Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch! Hast du diesen Preis erwartet?

Überhaupt nicht. Ich war total überrascht, als ich von der Nominierung durch den Kulturausschuss erfahren habe. Bei der Preisverleihung im Cineworld habe ich es dann so verstanden, dass meine Verbindung zur Stadt Lünen den Ausschlag gegeben hat. Ich bin hier in der Musikschule großgeworden, habe unzählige Konzerte gespielt, von Schulauftritten am Gymnasium Altlünen über Musikschulkonzerte und Großprojekte wie die Beatles Revue bis hin zu Solovorstellungen. Das hat die Jury wohl überzeugt.

Du stammst aus einer sehr musikalischen Familie: Deine Eltern haben Akkordeon und Klarinette studiert, deine Mutter leitet die Musikschule Lünen. Wurde dir das Talent in die Wiege gelegt?

Ich habe Musik immer angeboten bekommen. An die musikalische Früherziehung, die ich mit drei oder vier Jahren genießen durfte, kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es muss mir gefallen haben, denn sonst hätten mich meine Eltern nicht hingeschickt. Ich habe auch mal für zwei Wochen Akkordeon ausprobiert, mich jedoch schnell dagegen entschieden und bei einem Konzert, das vermutlich im Hansesaal stattfand, das Cello für mich entdeckt.

Es war also quasi Liebe auf den ersten Blick. Warum ausgerechnet das Cello? Was fasziniert dich an diesem Instrument?

Die Version meiner Mutter lautet, dass ich damals mit fünf Jahren gesagt habe: »Mit dem Cello kann man so schön kuscheln!« Aus jetziger Sicht kann ich dazu sagen: weil das Cello die Stimme des Menschen am besten widerspiegelt. Es ist nicht so hoch wie eine Geige und nicht so tief wie ein Kontrabass. Das fasziniert mich bis heute. Klar hat man als Jugendliche auch mal einen Durchhänger, wenn man täglich üben muss. Aber ich hatte nie das Gefühl, deswegen etwas zu verpassen, weil ich mich immer auf das Zusammenspiel im Orchester gefreut und auch total gerne Kammermusik gemacht habe. Hier waren meine Freunde, die ich nach der Schule sehen wollte.

Das Üben scheint sich gelohnt zu haben. Wie uns zugetragen wurde, hast du im vergangenen Sommer 2023 deinen Bachelor of Music mit dem Schwerpunkt Instrumentalpädagogik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Wuppertal abgeschlossen …

Das ist richtig, allerdings studiere ich immer noch. Aktuell mache ich meinen zweiten Bachelor of Music mit dem Hauptfach Cello und dem Nebenfach Klavier an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt.

Ist das Musikstudium in Deutschland wirklich so hart, wie man oft hört?

Leistungsdruck und Konkurrenzkämpfe gibt es tatsächlich an manchen Hochschulen. Aber das wäre nichts für mich. Ich habe in Frankfurt zum Glück eine super Professorin. Das Verhältnis der Studierenden untereinander ist ebenfalls sehr harmonisch und unterstützend.

Wie malst du dir deine berufliche Zukunft als Profimusikerin aus? Siehst du dich eher mit einem Ensemble auf der Bühne oder als Lehrerin im Klassenzimmer?

Ich arbeite parallel sogar schon als Musiklehrerin, habe neben dem Studium eine Teilzeitstelle an der ›Dortmund Musik‹ angenommen. Langfristig würde ich gerne auch in Richtung Orchester oder Kammermusik gehen, was jedoch nicht so leicht ist. Bei Ausschreibungen gibt es in der Regel hunderte Bewerberinnen und Bewerber auf einen freien Platz.

Hast du bei Konzerten eigentlich noch Lampenfieber?

Aufregung ist immer dabei. Das kann durchaus positiv sein, Energie geben. Vorher ist es schlimmer als auf der Bühne. Wenn ich sitze, spiele ich mich frei und denke nicht mehr darüber nach, ob eine oder hundert Personen im Publikum sitzen. Im Idealfall fließt es dann einfach aus mir heraus, und ich mache Musik, ohne technisch zu denken.

Hast du einen Lieblingskünstler oder -komponisten? Was spielst oder hörst du besonders gern?

Ich bin da gar nicht so festgelegt. Ich finde Rostropowitsch toll oder die zweite Cello-Sonate von Brahms. In meiner Freizeit mag ich aber auch Rock- und Popmusik, also alles, was halt so im Radio läuft oder auf Partys gespielt wird.

Wie entspannst du am liebsten abseits der Konzertsäle?

Beim Lesen oder bei Ausflügen mit Familie und Freunden in die Natur. Meine Lieblingsecken sind am Schloss Cappenberg und rund um den Cappenberger See. Hier gibt es viele schöne Möglichkeiten zum Spazierengehen.

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