Stadtmagazin Lünen: Sport und Freizeit

75 Jahre KSC Lünen

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»Wenn der Startschuss fällt, ist alles vergessen«

Die Sonne scheint, zarte Wattewölkchen schweben am strahlend blauen Himmel über dem Datteln-Hamm-Kanal. Bei der 50. Heimregatta des KSC Lünen im Juni durften sich die Lüner KanutInnen über bestes Sommerwetter und 32 Medaillen freuen. Ein weiteres schönes Kapitel in der nunmehr 75-jährigen Erfolgsgeschichte des Traditionsvereins. »Der Club war schon bei seiner Gründung auf Leistung ausgerichtet«, so Trainer-Urgestein Reiner Herzig. »Und das ist nach wie vor unsere Maxime.«

Rückblick: Im Holzboot nach Olympia

Gepaddelt wurde in Lünen bereits vor dem Krieg. Rund 20 wassersportbegeisterte Männer und Frauen bildeten damals eine Abteilung innerhalb des Lüner SV. Im März 1949 formierten sie sich zu einem eigenen Verein: dem Kanu- und Ski-Club Lünen e. V. Reiner Herzig blickt zurück: »Die Boote bestanden anfangs aus Holz und waren oft selbst zusammengezimmert. Das ergänzende Krafttraining beschränkte sich auf Übungen wie Klimmzüge und Liegestütze. Im Winter, wenn der Kanal zugefroren war, betrieben die Sportler zum Ausgleich Skilanglauf – daher der Vereinsname.« Trotz der erschwerten Bedingungen ließen die ersten Erfolge nicht lange auf sich warten: Ab den 50er-Jahren fuhren KanutInnen aus Lünen bei internationalen Meisterschaften ganz vorne mit. Den größten Triumph verbuchte der Club bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne, wo Theo Kleine im Zweier-Kajak über 10.000 Meter Silber gewann.

So wird heute trainiert

Seither hat sich vieles verändert. Die schwerfälligen Holzboote wurden ausrangiert. Heute durchpflügen schnittige Flitzer aus Fiberglas und Carbon das Wasser. Beim Trockentraining halten sich die Sportlerinnen und Sportler an Paddelergometer und anderen hochspezialisierten Geräten im vereinseigenen Kraftraum fit. Für die kalten Monate steht den AthletInnen ein Paddelbecken mit künstlicher Strömung zur Verfügung. »Vor allem in den letzten drei Jahrzehnten hat unser Sport Riesenschritte gemacht«, berichtet Pressewart Michael Hiller. »Durch das verbesserte Equipment und optimierte Trainingsmethoden erreichen wir ganz andere Zeiten als früher. Beispiel: Ein Einerkajak kann auf einer Kurzstrecke von 500 Metern bis zu 20 Sekunden schneller sein.«

»Wir leben vom Ehrenamt«

Die kontinuierlichen Wettbewerbserfolge sind natürlich auch der guten und engmaschigen Betreuung zu verdanken. Sechs erfahrene Trainer und Übungsleiter kümmern sich beim KSC Lünen um rund dreißig junge LeistungssportlerInnen. Sie arbeiten ebenso ehrenamtlich wie die zahlreichen Mitglieder, die das Vereinsgelände am Kilometerstein 12,2 des Datteln-Hamm-Kanals in Schuss halten und bei den zahlreichen Regatten mithelfen. »Wir leben vom Ehrenamt«, so Michael Hiller. »Der Verein braucht Leute, die nicht nur zum Paddeln kommen, sondern Lust haben, sich zu engagieren. Darüber hinaus sind wir auch auf Spenden angewiesen, weil sich die teuren Boote und Trainingsgeräte durch die Mitgliedsbeiträge allein nicht finanzieren lassen.«

»Im Wettkampf können wenige Meter richtig lang werden.«

Neben dem Kanurennsport ist der KSC Lünen im Kanumarathon vertreten. Die Distanzen bei den beiden Disziplinen reichen je nach Leistungsklasse von zweihundert Metern bis zu zwanzig Kilometern. »Man muss sich seine Energie gut einteilen und sich auch ein bisschen quälen können, selbst bei kürzeren Sprints«, weiß Reiner Herzig. »Im Wettkampf können wenige Meter richtig lang werden.« Neben Kraft und Kondition sind Technik, Strategie, Synchronität und Kampfgeist erforderlich. Wie stimme ich mich mit meinem Partner ab? Wann gehe ich in den Endspurt? Wie hole ich alles aus mir heraus? »Die Trainer bereiten auf die verschiedenen Strecken vor und unterstützen mit Zurufen vom Ufer aus«, erzählt Jugendwart Cedric Schinner. »Aber wenn der Startschuss fällt, ist alles vergessen und man paddelt automatisch.«

Schnuppertraining für Kinder

Der Einstieg in den Kanusport ist im Alter von sieben Jahren optimal. Dreimal wöchentlich bietet der KSC Lünen im Rahmen seines Anfängertrainings die Möglichkeit zum ›Schnuppern‹ an. Voraussetzung ist, dass die Kinder sicher schwimmen können und im kalten Wasser nicht gleich untergehen – denn das Steuern eines Kajaks ist eine wackelige Angelegenheit. Gerade am Anfang gehen neue KanutInnen schon mal unfreiwillig baden. Fortgeschrittene trainieren im Verein fünf- bis sechsmal pro Woche. Wer nicht im Leistungsbereich mitfahren möchte, kann dennoch am Vereinsleben teilhaben und im Bootshaus an der Bergstraße sein Kanu abstellen. »Wir beherbergen aktuell rund 120 Boote«, so Michel Hiller. »Darunter sind auch die Drachenboote der Lüner Löwen und der Ladybugs, die europaweit bei Regatten im Amateurbereich teilnehmen.«

»Am schönsten ist es früh morgens«

Momentan blickt der gesamte Verein gespannt auf die Olympischen Spiele in Paris. Als einzige Lünerin wird Jule Hake Ende Juli beim wichtigsten Turnier der Welt antreten und die Fahnen des KSC hochhalten. Die zweifache U23-Weltmeisterin hat gute Chancen auf eine vordere Platzierung. »Allein die Qualifikation ist eine Riesenauszeichnung«, freut sich Trainer Reiner Herzig. »Und natürlich hoffen wir, dass sich der Erfolg von 1956 wiederholt und Jule eine Medaille mit nach Hause bringt.« Dass der Kanusport auch unabhängig von Wettkämpfen eine tolle Sache sein kann, weiß Pressewart Michael Hiller. »Ich selbst habe erst mit vierzig durch meinen Sohn mit dem Paddeln angefangen«, verrät er. Reiner Herzig ergänzt: »Am schönsten ist es früh morgens, wenn die Sonne scheint. Es macht einfach Spaß, sich in der freien Natur zu bewegen und die Ruhe auf dem Wasser zu genießen.«

Schnuppertraining

Mo+Do je 17.30 Uhr · Sa 13 Uhr (Sa nur an regattafreien Wochenenden)
Vereinsheim Bergstraße 86 · www.ksc-luenen.de

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