Stadtmagazin Lünen: In der Stadt

Eine starke LIGA

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Lüner AktivistInnen kämpfen für Gerechtigkeit

EM-Sommer 2024. Ganz Deutschland schwelgt im Fußballfieber. Rund um das sportliche Großereignis werden Werte wie Fairness, Vielfalt und Nachhaltigkeit angepriesen. Kein schlechter Anfang – doch was steckt dahinter? Wie fair geht es im Fußball wirklich zu? Diesen und anderen Fragen gingen SchülerInnen im Zuge eines Aktionstages auf die Spur, der bereits Ende März von der LIGA organisiert wurde. Der Verein hat aber an sich nichts mit Sport zu tun – die Abkürzung steht für ›Lüner Initiative gegen globale Armut‹.

Wie fair ist Fußball?

»Jeder weiß: Ein Spiel dauert 90 Minuten«, sagt Daniela Blome, eine der federführenden Koordinatorinnen. »Weit weniger bekannt ist, dass es ebenfalls 90 Minuten dauert, einen einzelnen Fußball per Hand anzufertigen, was meist in Pakistan und nicht selten in Kinderarbeit passiert. Pro Ball verdienen die Näherinnen und Näher dort umgerechnet nur rund 90 Cent. Für einen solchen Hungerlohn würde hier bei uns niemand einen Finger rühren. Und wenn man die Summe mit den Spitzengehältern der Fußballprofis auf dem Feld vergleicht, braucht man eigentlich nicht mehr zu erklären, warum es so wichtig ist, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.«

40 Initiativen unter einem Dach

Seit 20 Jahren kämpft die LIGA für soziale Gerechtigkeit und die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN. Der Verein bündelt rund 40 zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen unter seinem Dach. Hierzu gehört auch der Arbeitskreis ›Schule und Nachhaltigkeit‹, den die ehemalige Lehrerin Daniela Blome ­zusammen mit Gabriele Schiek (Liga-Koordinatorin und ­
Ex-Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lünen) und Christiane Somborn (ehemalige Abteilungsleiterin der Käthe-Kollwitz-­Gesamtschule) ehrenamtlich koordiniert. Nach dem ›Kinoklimatag‹ 2022 und dem mit Germanwatch e. V. geplanten Projekt ›Lünen in 50 Jahren – die Stadt, von der ich träume‹ 2023 drehte sich beim diesjährigen Aktionstag alles um den Fußball. Ein starker Aufhänger passend zur EM.

Der weite Weg der Orange

»Natürlich geht es uns nicht nur um Fußbälle«, betont Gabriele Schiek. »Der Ball steht beispielhaft für eine ganze Reihe von Produkten, die unter unfairen Bedingungen hergestellt werden: Turnschuhe und Kleidung, aber auch Kaffee, Kakao, Schokolade und viele andere Lebensmittel.« Möglich wird dies, weil Beschäftigte in Dritte-Welt-Ländern keine Gewerkschaft haben, die sich für eine gerechte Bezahlung einsetzt. LIGA-Koordinator Joachim Blome erläutert das Problem anhand einer Orange. »Von der Plantage in Italien bis zum deutschen Supermarktregal durchläuft die Frucht eine lange Lieferkette mit vielen Instanzen, die alle vom Verkauf profitieren wollen. Eigentlich müsste die Orange dadurch sehr teuer sein. Jedoch verursachen die Discounter in Deutschland einen extremen Preisdruck. Für die Orangenpflücker, bei denen es sich oft um ungemeldete Migranten handelt, bleibt am Ende kaum noch etwas übrig.«

Auf wessen Kosten lebe ich eigentlich?

Indirekt beeinflussen die schlechten Arbeitsbedingungen in der Ferne auch unser Leben. Gesundheitsschädliche Abgase und Pestizide vergiften nicht nur den Menschen, sondern auch die Umwelt. Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Familien werden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, Flüchtlingsströme wachsen weiter an. Alles hängt zusammen. »Viele Deutsche beschweren sich über die Migration«, so Gabriele Schiek. »Wenn die Menschen aber dort, wo sie geboren wurden, überleben könnten, kämen sie nicht.« Daniela Blome ergänzt: »Wir wollen mit unseren Aktionen das Bewusstsein schärfen. Klar kann einer allein nicht alle retten. Es schadet jedoch nicht, sich zwischendurch mal zu fragen: Auf wessen Kosten lebe ich eigentlich? Welche Auswirkungen hat mein Konsum auf die Menschen am anderen Ende der Welt?«

Fair frühstücken

Im Grunde ist es nämlich gar nicht so schwer, sein eigenes Leben etwas bewusster zu gestalten. Einmal im Monat findet freitags das FairCafé im St. Georg Kirchturm statt. Hier können die Gäste fairen Kaffee und selbst gebackenen Kuchen zum kleinen Preis genießen. Informationen zum fairen Handel gibt es gratis dazu. Die Erlöse kommen gemeinnützigen Institutionen in Lünen zugute, zum Beispiel der Wohnungslosenhilfe, dem Nähcafé Gahmen oder dem Treffpunkt Neuland. An jedem letzten Samstag im Monat lädt der Arbeitskreis ›Fairer Handel‹ darüber hinaus zum vegetarischen Frühstück ins Café ›Vom Steintor‹. Auch hier erfahren die Gäste viel Wissenswertes – wie man faire Produkte erkennt, dass es neben dem bekannten Fairtrade-Siegel noch andere Siegel (z. B. GEPA) gibt oder dass fair gehandelter Kaffee genauso lecker wie Kaffee aus konventionellem Handel schmeckt. »Fair hat nichts mit Geschmack zu tun«, so Daniela Blome. »Fair heißt gerecht. Und gerecht möchte doch jeder von uns behandelt werden.«

Termine

FairCafé im St. Georg Kirchturm
16.08./13.09./11.10./15.11. · 15–17 Uhr

Faires Frühstück im Café Vom Steintor
31.08./28.09./26.10./30.11. · 10–12 Uhr

Vegetarisches Frühstück · 10 Euro
Anmeldung · g.schiek [at] liga-luenen.de

Weitere Infos: www.liga-luenen.de

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