Stadtmagazin Lünen: Junges Lünen

Fit für den Straßenverkehr

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Zu Besuch beim Ferientraining der Jugendverkehrsschule

»Super! Schneller! Du schaffst das!« Hauptkommissar Andreas Schlüter feuert an und stoppt die Zeit, während ein Kind nach dem anderen durch den Fahrrad-Parcours saust. Nur wer die Strecke unter zehn Sekunden meistert, kommt in die nächste Runde. »9,9 Sekunden! Bravo!« Natürlich bestehen alle Kinder die Feuerprobe und dürfen sodann auch bei der nächsten Challenge mitmachen: einer Fitness-Einheit mit Hampelmann und Liegestützen. Zur Belohnung locken Weingummis.

Der Kleinste ist gerade einmal zweieinhalb

Die Szene macht deutlich: Beim Fahrradtraining auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule in Lünen-Süd steht der Spaß im Vordergrund. Jedes Jahr, immer in der ersten und letzten Ferienwoche, werden täglich bis zu 25 Kids behutsam und mit spielerischen Mitteln auf den Ernst des Lebens vorbereitet. Der Kleinste, Hugo, ist heute gerade einmal zweieinhalb Jahre alt. Er übt mit anderen Knirpsen unter Anleitung in einem gesonderten Bereich. Für die Größeren im Alter von bis zu zwölf Jahren gibt es einen anspruchsvolleren Parcours, auf dem erlernte Fähigkeiten weiter vertieft werden. Trainer der Verkehrswacht geben Tipps und passen auf, dass es im Eifer des Gefechts nicht zu Kollisionen mit anderen Teilnehmenden oder Pylonen kommt. Derweil bieten Ehrenamtliche des ADFC Grillwürstchen und Getränke an und führen kostenlos kleinere Reparaturen durch: Ist der Reifen platt oder der Sattel zu tief, soll das kein Grund zum Aufgeben sein.

›Elterntaxis‹ verringern Selbstständigkeit

»Kinder haben kein Risikobewusstsein«, wissen Rainer Strehl, zweiter Vorsitzender der Verkehrswacht, und Geschäftsführer Jens Graczyk. »Gleichgewichtssinn und Motorik sind noch nicht so ausgereift. Durch die sogenannten Elterntaxis nimmt die Selbstständigkeit weiter ab. Radeln steht heute nicht mehr so stark im Mittelpunkt. Deshalb ist es wichtig, den Umgang mit dem Fahrrad zu trainieren. Dies können sie hier besser als auf der Straße.« Das kostenlose Ferienangebot besteht schon seit 25 Jahren und wird immer wieder gut angenommen. Für sein persönliches Highlight muss Rainer Strehl aber gar nicht so weit zurückdenken. »Am 9. Juli habe ich drei Dreijährigen das Fahrradfahren beigebracht. Es war unglaublich. Sie kamen morgens mit dem Laufrad an. Mittags flitzten sie bei den Großen mit. So etwas hatte ich in all meinen Jahren nicht erlebt.«

Vom Fußgängerführerschein zur Fahrradprüfung

Es ist nicht die einzige Aktion, die die Verkehrswacht in Kooperation mit der Stadt Lünen, dem Radclub ADFC und der Polizei für kleine Menschen anbietet. Der Grundstein für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr wird bereits im Vorschulalter mit dem Fußgängerführerschein gelegt. Hier erfahren die Knirpse, wie sie Ampelübergänge oder Zebrastreifen richtig überqueren und warum sie unübersichtliche Stellen mit vielen parkenden Autos besser meiden sollten. In der dritten Klasse beginnt dann die schulische Fahrradausbildung. »Rund 900 Jungen und Mädchen aus allen Lüner Grundschulen kommen dafür jedes Jahr in Bussen zu uns und üben mit den Rädern, die uns von der Kulturstiftung der Sparkasse gesponsert wurden«, erzählt Rainer Strehl.  Wer dabei wackelig im Sattel sitzt, hat jetzt noch ausreichend Zeit, um bis zur landesweiten Fahrradprüfung in der vierten Klasse Routine zu erwerben.

›Polizeipflaster‹ für den Notfall

Zurück zum Ferientraining. Ehe die wilde Sause weitergehen kann, muss noch ein ›Notfall‹ verarztet werden. Louis ist gestürzt und hat sich den Arm aufgeschrappt. Zum Glück ist man bei der Verkehrswacht für alles gewappnet. Ein spezielles ›Polizeipflaster‹ verspricht schnelle Linderung in zehn Sekunden. Als Louis zusammen mit dem kleinen Hugo die Ampelanlage einschalten darf, ist der Schmerz längst vergessen. Nach den angeleiteten Übungen beginnt jetzt das freie Fahren. Die Mädchen und Jungen schwärmen mit ihren Bikes auf dem Gelände aus. Am Ende des Tages erhalten alle noch ein Wassereis und eine Urkunde. Viele von ihnen werden auch im nächsten Sommer wieder hier sein, um im geschützten Rahmen für die Straße zu trainieren.

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