»Wenn einer nicht gut drauf ist, müssen wir ihm helfen«
Dorfschule Heven lebt ›Kinderrechte‹
»Jedes Kind hat das Recht auf Bildung!« »Und auf Gesundheit!« »Und auf Freizeit!« Das wissen schon die Grundschüler, die an diesem Morgen in lockerer Runde zusammensitzen. »Man muss immer schauen, wie es anderen geht, sich in andere hineinversetzen«, ergänzt der neunjährige Elias. »Und wenn einer nicht gut drauf ist, müssen wir ihm helfen!«
»Demokratie im Kleinen«
Es ist 9 Uhr früh, die 4a hält ›Klassenrat‹, so wie jeden Donnerstag: Seit der erfolgreichen Zertifizierung zur ersten Kinderrechte-Schule Wittens im letzten Sommer wird dieser besondere Unterricht nach und nach in allen dritten und vierten Klassen der Dorfschule Heven eingeführt. »Es handelt sich um eine Art Mini-Parlament: Die Kinder lernen im Kleinen, was Demokratie bedeutet, können ihre Meinung sagen und selbst mitbestimmen«, erläutert Lehrerin Christina Eming. Gemeinsam mit einigen Kolleginnen hat sie die anderthalbjährige Weiterbildung auf Grundlage der UN-Kinderrechtekonvention von 1989 in Zusammenarbeit mit EducationY (Vodaphone Stiftung) und Unicef absolviert.
Ein Tagebuch für alle Kinder
Heutiges Thema in der 4a: das neue Klassentagebuch. Ein Buch, in dem alle Kinder loswerden können, was sie freut, ärgert oder traurig macht, und in dem jeder nachlesen kann, was seine Klassenkameraden beschäftigt. »Wer ist dafür?«, fragen Klassenlehrerin Ina Weigelt und ›Reli‹-Lehrerin Ada Schulz. Alle zeigen auf – Vorschlag einstimmig angenommen! Nun gibt es aber noch einige Regeln festzulegen. Dass man beispielsweise keine Beleidigungen aufschreiben darf, darauf können sich die Kids schnell einigen. »Weil man das eben nicht macht«, begründet ein Mädchen. »Das ist ja auch nicht schön«, erklärt ihr Sitznachbar. »Wenn man sauer ist, muss man das anders sagen.«
Vom Schulhof bis nach Afrika
Die Sensibilisierung für die Gefühle anderer – ob im Klassenzimmer oder auf dem Schulhof, zu Hause oder auf fremden Kontinenten – ist im Klassenrat ein zentrales Anliegen. »Wenn sich jemand beim Spielen im Park das Knie aufschlägt, dann würde ich ihn aufmuntern und Hilfe holen«, nennt Elias ein praktisches Beispiel. »Wir werfen aber auch einen Blick über den Tellerrand und schauen, wie es den Menschen in fernen Ländern geht«, sagt Ada Schulz. Fabienne und Ela (beide zehn Jahre) berichten: »In Afrika gibt es Kinder, die schwere Wasserkanister für viele Kilometer auf dem Kopf schleppen müssen, und die nicht zur Schule gehen können, weil sie auf Müllhalden arbeiten müssen. Da verletzen sie sich dann an Splittern, aber es gibt für sie kein Krankenhaus.« Um ihren Altersgenossen in benachteiligten Regionen zu helfen, sammeln die Dorfschüler Flaschendeckel aus Plastik, die als Rohstoffe gefragt sind: Mit 500 Deckeln wird eine Impfung finanziert. Denn so viel ist klar: Alle Kinder haben das ›Recht auf Gesundheit‹!
Der Klassenrat ist nur einer von vielen Bausteinen, die an der Dorfschule im Rahmen des Kinderrechte-Programms durchgeführt werden. Viele Aktionen laufen hier bereits seit längerer Zeit, so etwa das Teamgeister-Programm, die Streitschlichter, Pausensanitäter und Patenschaften, das OGS-Parlament oder das Spielhäuschen.