Stadtmagazin Witten: Dies und Das

Kleine Superhelden von nebenan

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Durch die Linse von Davide Bentivoglio

Sie sind scheinbar glibberig, eklig behaart oder unheimlich gemustert, haben viel zu viele Beine oder gar keine, sie bewegen sich kriechend, krabbelnd, springend oder schwimmend und kommen uns schon deshalb nicht ganz geheuer vor… In unseren Gärten wimmelt es von Lebewesen, die bei uns Menschen eine Gänsehaut erzeugen. Dabei müssten wir ihnen eigentlich dankbar sein! Denn sie alle spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, und nicht wenige von ihnen verfügen über regelrechte Superkräfte.

Der Grasfrosch – was brummt denn da?

»Sollte Ihnen in unseren Gefilden ein Frosch über den Weg hüpfen, handelt es sich wahrscheinlich um einen Grasfrosch, denn dieser gehört zu den ›häufigsten‹ Amphibienarten in Nord- und Mitteleuropa – wobei er in einigen Teilen bereits als gefährdet eingestuft wird«, weiß Davide Bentivoglio. Als Mitbegründer der Wittener Nawit hat er sich schon immer für die Natur vor seiner Haustür interessiert. Als Fotograf folgte er den kleinen ›Superhelden‹ auch mit der Kamera. »Grasfrösche bekommt man vor allem im Frühjahr zu sehen, wenn sie ihre Unterschlüpfe verlassen und auf dem Marsch zu ihren Laichgewässern die Straßen überqueren.« Die charakteristischen Chorgesänge der liebeshungrigen Männchen sind dann an vielen Teichufern als dumpfes Brummen zu hören. Nach Paarung und Eiablage ziehen sich die nacht- und dämmerungsaktiven Frösche gerne in feuchte, dicht bewachsene Gebiete zurück – falls ihnen solche Biotope überhaupt noch zur Verfügung stehen. »Gegen Ende Oktober / Anfang November verkriechen sich die Tierchen zur Überwinterung im Bodenschlamm oder in Steinhaufen, wo sie in eine Winterstarre verfallen.«

Die Blindschleiche – eine Echse ohne Beine

Eine weitere, durch die Zerstörung naturbelassener Lebensräume gefährdete Gartenbewohnerin ist die Blindschleiche. »Gleich zwei Irrglauben haften diesem Reptil an«, erklärt Davide Bentivoglio. »Erstens handelt es sich keineswegs um eine Schlange, sondern um eine beinlose Echse, die absolut harmlos ist. Zweitens ist die Blindschleiche überhaupt nicht blind.« Ihr Name leitet sich vom Althochdeutschen ›plintschlîo‹ ab und bedeutet soviel wie ›blinkender Schleicher‹. Diese Bezeichnung erhielt das scheue Tier wahrscheinlich aufgrund des silbrigen Glanzes seiner Schuppenhaut. Auf die Jagd geht die Blindschleiche in der Abenddämmerung und in den frühen Morgenstunden. Ihre Leibspeise sind Regenwürmer, Nacktschnecken und Raupen. Den Winter überleben Blindschleichen in frostsicheren Erdlöchern, wo sie wie die Frösche in eine Kältestarre verfallen und in Gruppen auf den Frühling warten.

Der Feuersalamander – Nessie lässt grüßen

Mit seinem leuchtend gelb gefleckten Muster sieht er aus wie ein kleiner Drache, doch natürlich kann er nicht wirklich Feuer speien: Seinen Namen verdankt der Feuersalamander wohl dem alten Aberglauben, dass sein giftiges Hautsekret in der Lage sei, Brände zu löschen – im Mittelalter wurden die armen Tiere daher massenweise in die Flammen geworfen. Am wohlsten fühlt sich der kleine Lurch jedoch in feuchten Laubmischwäldern in der Nähe von sauberen und kühlen Quellbächen und Quelltümpeln. Während die Paarung an Land erfolgt, werden die mit Kiemen ausgestatteten Larven von Februar bis Mai im Wasser abgesetzt. Der Straßenverkehr sowie die Begradigung und die Verschmutzung vieler heimischer Gewässer stellen für den Feuersalamander eine erhebliche Bedrohung dar. Gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung gilt er daher als ›besonders geschützt‹ und darf nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.

Die Kreuzspinne – kunstfertige Weberin

Zugegeben: Mensch und Spinne werden sich wohl nie so richtig anfreunden. Dabei handelt es sich bei den kleinen Krabbeltierchen um faszinierende Zeitgenossen. Eine in Europa weit verbreitete Vertreterin ist die Kreuzspinne (erkennbar an dem hellen Kreuz auf ihrem Hinterleib). Sie zählt tatsächlich zu den Giftspinnen, allerdings vermag ihr Biss die menschliche Haut kaum zu durchdringen. Das Gift, mit dem sie ihre Beute lähmt, ist für uns nicht gefährlicher als ein Mückenstich. Berühmt ist die Kreuzspinne für ihr kunstfertig gewebtes Netz, das man häufig nach einem sommerlichen Regenguss in der Sonne glitzern sehen kann und das jegliches synthetische Material an Festigkeit, Feinheit und Elastizität überragt: Die Seidenfäden sind im Verhältnis zu ihrem Gewicht viermal so belastbar wie Stahl und können um das Dreifache gedehnt werden, ohne zu reißen. Falls Sie also eine Kreuzspinne in Ihrem Garten entdecken, schlagen Sie bitte nicht panisch mit der gerollten Zeitung zu. Es lohnt sich wirklich, die achtbeinige Weberin genauer unter die Lupe zu nehmen.

Fotos: Davide Bentivoglio

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