»Vielfalt als Bereicherung«

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Weg von der Straße, rein ins Famous!

In einem Affenzahn saust der kleine Ball durch die Beine der Spielfiguren Richtung ›Tor‹. Im allerletzten Moment wird er abgewehrt, prallt gegen die Bande und schießt in entgegen gesetzter Richtung davon. Erstickter Jubel auf der einen, Flüche auf der anderen Seite des Kickertisches. Sofort geht es weiter. Philip, Felix, Tim und Luka starren hochkonzentriert auf das grüne Spielfeld, während ihre Hände die Griffe wie von selbst bedienen. Man merkt: Hier sind Profis am Werk.

»Die Musik ist ein super Medium«

Eine Etage höher werden Theresa und Jan ebenfalls von einem Ball auf Trab gehalten: Sie spielen Tischtennis. Und dann sind da noch die beiden Hip-Hop-Fans Marcello und Jorden, die gleich nebenan das hauseigene Tonstudio testen, in dem schon viele Musik-CDs, Hörspiele und Audio-Podcasts mit Jugendlichen produziert wurden. So richtig laut zu rappen, trauen sie sich in Gegenwart der neugierigen ›Pressetante‹ dann aber doch nicht. Dabei gehe es gar nicht darum, ein perfektes Ergebnis abzuliefern, wie Diplom-Pädagoge Matthias Koch, Leiter des Jugendzentrums ›Famous‹ betont. »Viel wichtiger ist es, sich selbst auszudrücken. Und gerade die Musik ist dafür ein super Medium.«

Menschen begegnen, Horizonte erweitern

Hip-Hop, Kickern, Tischtennis … Die Freizeitangebote unter dem Dach des Hauses an der Annenstraße sind so bunt wie die Interessen der jungen Leute, die hier zusammenkommen: Mädchen und Jungen zwischen 13 und 27 Jahren, Haupt-, Real- und Walldorfschüler, mit oder ohne Migrationshintergrund, sport- oder musikverrückt. Sogar einige Jugendliche mit körperlichem oder geistigem Handicap schauen regelmäßig herein. »Wir versuchen, jeden mitzunehmen. Natürlich entstehen zwischen vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten auch mal Konflikte – wir haben hier beileibe nicht nur heile Welt. Aber im Großen und Ganzen sehe ich die Vielfalt eher als Bereicherung, eine tolle Chance, anderen Menschen zu begegnen, neue Kontakte zu knüpfen, Kulturen kennenzulernen und den eigenen Horizont zu erweitern.«

Jugendliche dürfen mitbestimmen

Immer dienstags bis sonntags öffnet die Einrichtung ihre Pforten. Neben dem offenen Angebot (ab nachmittags) finden ständig Veranstaltungen und Projekte statt, unter anderem in Kooperation mit dem DRK, Schulen und Vereinen. Die Programmgestaltung erfolgt in enger Absprache mit den jungen Stammgästen, die ihre Wünsche und auch Kritik bei Versammlungen äußern können. »Wir sind keine Schule, die Jugendlichen kommen freiwillig her«, so Matthias Koch. »Es ist uns daher ein wichtiges Anliegen, Verbindlichkeiten zu schaffen. Beispielsweise haben wir bei der Fußball-WM alle Spiele gemeinsam geguckt. Es ist eine tolle Sache, wenn man dreißig Leute dafür begeistern kann, regelmäßig vorbeizukommen. Auch der Schachtreff, unsere Tanzprojekte für Mädchen und das FIFA-Turnier auf der Großleinwand haben super eingeschlagen.«

»Hier ist es am besten!«

Ebenfalls gut besucht sind die vielen Live-Konzerte, die in Zusammenarbeit mit Metal for Mercy e. V. alle paar Wochen veranstaltet werden. Pro Jahr finden 40 bis 50 Bands den Weg ins Jugendzentrum. Das Podest mit den Sofas und dem Billardtisch im Erdgeschoss wird dann kurzerhand zur Bühne umfunktioniert. Neben einer Gothic Night und einer Rock-Nacht ist für den Winter – auf besonderen Wunsch der Jugendlichen – ein Hip-Hop-Jam geplant. »Wir wollen die Jungs und Mädchen weg von der Straße, weg von der Langeweile holen, aber ihnen natürlich nichts aufdrücken. Am besten ist es, wenn sie sich selbst mit Vorschlägen an uns wenden. Das Famous bietet dafür den optimalen Raum.« Das sehen auch die jungen Leute so. Jan erzählt, er habe früher »gleich umme Ecke« gewohnt. Jetzt ist der Weg weiter, aber der Siebzehnjährige kommt trotzdem, um sich im Famous mit seinen Freunden zu treffen. Denn: »Hier ist es am besten!«

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