Stadtmagazin Witten: Kunst und Kultur

Klezmer direkt aus Jerusalem in Witten

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Wer die Formation ›Yung Yiddish‹ um den Jerusalemer Musiker Avrum Burstein in den vergangenen zwei Jahren bereits in Witten erleben durfte, erinnert sich an mitreißende Musik, hintergründige und humorvolle Geschichten und einen wild tanzenden Saal. Avrum selbst spielt Violine, singt und unterhält das Publikum sowohl mit traditionellen jüdischen Episoden als auch witzigen Anekdoten. Begleitet wird er von Nachman Diment und Jesaja Filmer mit dem typischen Klezmersound der Klarinette und Klavier, manchmal packen sie auch ein Akkordeon aus. Das alles wäre ein ganz normales und stimmungsvolles Klezmerkonzert, wenn ›Yung Yiddish‹ nicht auch den Schauspieler Yonatan Megidish mitbringen würden, der elegant, akrobatisch und teilweise grotesk die spezielle Mentalität und Stimmung des jüdischen Brauchtums ins Szene setzt. Ein Abend mit den fünf Israelis ist wie eine kleine Reise ins orthodoxe Viertel Me’a Shea’rim in Jerusalem. 

Kein Kind von Traurigkeit

Avrum Burstein fühlt sich dem Erbe der traditionellen und orthodox jüdischen Musik verpflichtet. Dabei bedeutet ›orthodox‹ keinesfalls eine Spaßbremse. Strenge Religiosität muss kein Kind von Traurigkeit sein. So veranstaltet Avrum Burstein in Jerusalem seit bereits zwölf Jahren die ›Klezmer on Food‹-Parade – eine Parade von Musikern und Tänzern, welche an Pessach und Sukkot durch verschiedene Jerusalemer Stadtteile um die Altstadt ziehen bis zum Davidsgrab auf dem Berg Zion, wo der Musikzug seinen symbolischen Abschluss findet. Pure Lebensfreude verbindet sich hier mit tiefem Respekt vor der Schöpfung. Selbst im KiKa, dem Kinderfernsehen der ARD, sind die orthodoxen Musiker aus Jerusalem bereits aufgetreten. 

Tiefe Emotionen und kernige Rhythmen

Jeden Samstag nach 18 Uhr wenn der Shabbat endet, spielen sie im ›Kretschma‹, wie Bursteins Basement in Jerusalem heißt, wenn sie nicht gerade auf internationaler Tour sind. Der Keller in der Nähe des Busbahnhofs ist ein Juwel und besonders bei deutschen Touristen schon lange kein Geheimtipp mehr. Selbst für Neulinge in Israel und solchen, die noch nie etwas von Klezmer gehört haben, ist dies der ideale Ort, um tief in die Kultur der jüdischen Tradition einzutauchen. Zwischen Bücherregalen und schweren Vorhängen erleben die Besucher die Tradition authentischer Klezmerklänge. Heiterkeit und tiefe Melancholie lassen gleichermaßen Tränen fließen und bringen jüdisches und nicht-jüdisches Publikum in Kontakt. Spätestens, wenn am Ende die Musiker die Bühne verlassen und mit dem Publikum gemeinsam tanzend durch den ganzen Raum ziehen, hat es selbst die letzten Skeptiker gepackt. 

Und genau diese Atmosphäre aus Jerusalem kommt Anfang Mai wieder nach Witten. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und die evangelische Kirchengemeinde Annen haben ›Yung Yiddish‹ in den Gemeindesaal der Friedenskirche eingeladen. Die DIG und das Auswärtige Amt fördern das Konzert in Witten mit 1.000 Euro. Für den unvergesslichen Abend gibt es Tickets im Gemeindebüro der Friedenskirche, beim Stadtmarketing und in der Buchhandlung Lehmkul. 

Klezmer

Der Begriff entstand aus den hebräischen Wörtern ›kli‹ (Werkzeug, Gerät, Gefäß) und ›zemer‹ (Lied, Melodie), bedeutet also im wörtlichen Sinne an sich ›Gefäß des Liedes‹. Ursprünglich – im 15. Jahrhundert – wurden die Volksmusikanten selbst so genannt. Erst im Zuge der ›Renaissance‹ dieser in den USA zu Beginn der 1970er-Jahre wieder aufkommenden Stilrichtung wandelte sich ›Klezmer‹ zu einer allgemeinen Bezeichnung der ›jiddischen Musik‹.

Yung Yiddish

12. Mai · 18 Uhr · Ardeystr. 234
Eintritt 15 Euro, Schüler*innen und Student*innen haben freien Eintritt.

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