Bücher erweitern den Horizont!
Beim MENTOR-Programm werden Schüler von ehrenamtlichen Lesehelfern unterstützt
Früher haben Jim Knopf, die kleine Hexe und der Räuber Hotzenplotz Kinderherzen begeistert. Heute heißen die Helden Greg oder Leonie Looping, doch eines hat sich nicht geändert: Lesen bedeutet, Empathie zu entwickeln, die Vorstellungskraft zu trainieren, seinen Horizont zu erweitern und – ganz nebenbei – den eigenen Wortschatz zu vergrößern. »Wird das Lesen hingegen vernachlässigt, kann dies zu Ausgrenzung und Benachteiligung in der Schule und später auf dem Arbeitsmarkt führen«, weiß Ellen Bobe-Kemper vom Förderverein der Wittener Bibliothek ›LitWIT e.V.‹. »Aus diesem Grund haben wir vor fünf Jahren auch hier bei uns das Programm ›MENTOR – die Leselernhelfer‹ eingeführt.«
100 Mentoren an 20 Schulen für 128 Kinder im Einsatz
Die Idee hinter der bundesweiten Initiative: Benachteiligte Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs uns sechzehn werden im Rahmen einer freiwilligen ›Eins zu Eins‹-Förderung gezielt dabei unterstützt, ihre Lesekompetenz auszubilden. Ein- bis zweimal wöchentlich treffen sich der ehrenamtliche Mentor und sein Schützling für eine Schulstunde in der Schule. Die Begleitung erstreckt sich über mindestens ein Schuljahr, wobei die Ferien ausgenommen werden. In Witten sind aktuell rund 100 Mentoren an allen 17 Grundschulen und drei weiterführenden Schulen im Einsatz. Allein im Jahr 2018 wurden 128 Kinder individuell gefördert. »Eine stattliche Zahl, auf die wir stolz sein dürfen«, freut sich Organisatorin Heide Kalkoff. »Aber der Bedarf ist weiterhin groß, und zwar längst nicht nur bei den fremdsprachlichen Kindern, weshalb wir nach wie vor Verstärkung suchen!«
»Lesen ist das Fundamentalste, was man Kindern mit auf den Weg geben kann!«
Der Kontakt zu den Schulen wird vom Verein geregelt. Die Einführungsveranstaltungen, Gesprächskreise und Fortbildungsangebote für freiwillige Mentoren finden regelmäßig unter dem Dach der Bibliothek Witten statt. Hier kommen unterschiedlichste Menschen zusammen: von der Rentnerin, die nach neuen Aufgaben und Herausforderungen strebt, über den arbeitssuchenden Mittfünfziger, der sich in seiner freien Zeit für eine gute Sache engagieren will, bis hin zum jungen Abiturienten, der das Jahr bis zum Studium sinnvoll nutzen möchte. Doch sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zur Literatur. »Lesen ist doch das Fundamentalste, was man Kindern mit auf den Weg geben kann«, sagt eine Teilnehmerin, die nach ihrer Motivation gefragt wird. »Ich habe selbst immer Freude am Lesen gehabt«, erklärt eine andere. »Niemand sollte davon ausgeschlossen werden.«
Zeit, Zuwendung, Zuverlässigkeit
Initiiert wurde das MENTOR-Programm im Jahr 2003 von einem Buchhändler. Heute bringen sich bundesweit 11.500 Aktive für 16.000 Kinder in 300 Städten ein. Allerdings, darauf weisen die Organisatorinnen in Witten hin, sei es nicht das Ziel, möglichst schnelle Fortschritte zu machen. »Viel wesentlicher sind Vertrauen und Verbindlichkeit«, so Ellen Bobe-Kemper. »Es geht darum, eine entspannte Atmosphäre zu erschaffen, in der ohne Druck gelernt werden kann, auf die Stärken und Schwächen des jeweiligen Kindes einzugehen und ihm vor allem drei Dinge zu schenken: Zeit, Zuwendung, Zuverlässigkeit.« »Denn die Schüler, die wir betreuen, bekommen davon sonst nicht so viel«, ergänzt Heide Kalkoff. »Für sie ist Aufmerksamkeit etwas Besonderes. Das sieht man auch an den Reaktionen: Wenn wir kommen, warten die Kleinen oft schon ganz ungeduldig an der Schultür!«
Weitere Infos: mentor-litwit.de