Stadtmagazin Witten: Termine und Veranstaltungen

Lachen am Lenkrad

Foto(s) zum Vergrößern anklicken

Quellenangabe in den Vergrößerungen

Das Auto bekommt durch die Corona-Krise plötzlich eine neue Bedeutung. Das zeigt sich etwa an der unerwarteten Renaissance des vorher fast vergessenen Autokinos: In Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Mundschutzpflicht ist das ­Wageninnere wie eine kleine Wohnung, in der man sicher ist, ein abgeschotteter Raum bei geschlossenen Fenstern, ein Abstandhalter zum Nachbarn. Und weil Konzerte, Comedyveranstaltungen und andere Live-Events so sehr fehlen, dient das Autokino nun kurzerhand nicht mehr nur als Kino sondern als Veranstaltungsort für alles, was anders eben nicht geht. Der Wittener Künstler und Veranstalter Erasmus Stein hat erst unlängst zweimal zum ›Lachen am Lenkrad‹ ins Auto- und Eventkino am Kemnader See eingeladen.

Erasmus, wie hast du die Zeit des Lockdowns Mitte März erlebt?

Es ging alles unfassbar schnell, und am Anfang hatte ich als Optimist gar keine negativen Gedanken. Mitte März war ich noch in Berlin und habe dort Jürgen von der Lippe getroffen, bei einem Glas Rotwein haben wir nach der Show Witze über Corona gemacht. Danach war ich in Neustadt (Dosse) auf Tournee, und Corona war noch ein Thema, über das auch der örtliche Veranstalter gelacht hat: »Na, habt ihr uns jetzt das Virus aus der Hauptstadt mitgebracht?« Und dann liest man wenige Tage später: »Massenquarantäne in Neustadt (Dosse).« Das ist einfach irre. Aus Spaß wird dann ganz schnell Ernst. Danach war ich noch in Seefeld in Tirol, musste am 15. März quasi zwangsausreisen und habe mich anschließend fast vier Wochen in freiwillige Quarantäne begeben.

Du verdienst ja als Zauberer, Entertainer und Moderator dein Geld, hast aber wie manch anderer Künstler auch noch ein zweites berufliches Standbein. An sich nicht schlecht in Krisenzeiten, sollte man denken. Wenn’s nicht gerade eine Künstleragentur wäre … Was bedeutet die Corona-Krise für dich beruflich?

Der Lockdown und die folgende Corona-Schutzverordnung mit massiven Einschränkungen in der Kultur- und Veranstaltungsbranche, das gleicht einem Berufsverbot, denn unser Job ist schier unmöglich. Ein Alptraum für mich als selbstständigen Künstler, aber auch als Geschäftsführer der Firma Stein Management – und für die von uns betreuten Künstler. Wir haben derzeit einfach null Einnahmen. Das richtig schlimme sind nicht die bereits ausgefallenen Auftritte seit Mitte März, sondern die ganzen Absagen für die ungewisse Zukunft. Der finanzielle Schaden wird enorm sein. Wir wissen nicht, wann es für unsere Branche weitergeht. Daher wären wir auf Aussagen der Bundes- und Landesregierungen angewiesen. Es geht auch um die Haftungsfrage. Ich verstehe ja, wenn jemand jetzt für Herbst ein Event absagen möchte, aber Stand heute gibt es dafür keine rechtsverbindliche Aussage, ob es erlaubt sein wird oder nicht. Oder wie die Auflagen dazu aussehen. Es ist ein Dilemma für alle Beteiligten in der Veranstaltungsbranche. Aber all das Jammern nützt ja nichts, Comedy gegen Corona, denn Lachen ist die beste Medizin!

… zum Beispiel ›Lachen am Lenkrad‹: Du hast Mitte Mai eine erste Comedy-Veranstaltung im Auto- und Eventkino am Kemnader See auf die Beine gestellt und moderiert. Mit einem beeindruckenden Line-up übrigens: Torsten Sträter, Hennes Bender, Ingo Appelt und Ausbilder Schmidt. Anfang Juni folgte dann Ingo Appelt mit seiner Soloshow. Wie und wann bist du auf die Idee gekommen?

Das Konzept ›Lachen am Lenkrad‹ war meine Idee schon ganz zu Beginn der Krise. Ich wollte eine ›corona-konforme‹ Spielstätte für Comedy und Kleinkunst haben, um mir und vielen Kollegen im Sommer eine Perspektive geben zu können. Dann hat es einige Wochen und einige Wirrungen gedauert. Nachdem der Kontakt zu den Machern vom Autokino am Kemnader See hergestellt war – hierfür ein großes Dankeschön an Rolf und Marc Ostermann –, habe ich sofort mein Netzwerk bemüht. Ich kenne ja vom Newcomer bis zum Comedy-Star viele Kollegen und hatte jetzt das große Glück, dass die erwähnten Comedians sofort zugesagt haben. Durch Corona fallen ja auch deren Tourneen ins Wasser, und so hatten sogar meine prominenten Kollegen Zeit, dabei zu sein. Also Glück im Unglück. Toll, wenn aus einer Idee ein Erfolg wird.

Wie war das für dich, vor Autos zu spielen?

Es ist eine große Herausforderung für uns Künstler, vor einem Autopublikum aufzutreten. Wir sehen dadurch ja nur sehr wenige bis gar keine Menschen, und Reaktionen wie Lachen und Applaus hören wir auch aufgrund geschlossener Fenster und dem Abstand kaum. Es ist leider nicht erlaubt, laut zu hupen, aber verständlich, denn wir wollen ja auch weder Natur noch Nachbarn stören. Daher bleiben uns Lichthupe und Warnblinker als zustimmende Signale der Zuschauer. Wer im Auto Tränen lacht, der kann für uns ja auch den Scheibenwischer anmachen … Aber um nicht ganz ohne Publikumsreaktionen ­dazustehen, habe ich mir ›www.onlinejubel.de‹ ausgedacht. Auf der Webseite  befinden sich drei Buttons (Jubel, Klatschen, Lachen), die beim Event entsprechende Sounds auf der Bühne im Autokino erzeugen. Verrückte Zeiten brauchen verrückte Ideen. Vor der Corona-Krise hätte ich über so eine virtuelle Technik nie nachgedacht. Jetzt wird der Magier zum IT-Nerd ... (lacht)

Hat das Format ›Live-Veranstaltungen im Autokino‹ deiner Meinung nach eine mittel- bzw. langfristige Perspektive?

Ich persönlich sehe da keine große Zukunft drin, denn das gemeinschaftliche Erlebnis und die menschlichen Begegnungen sind dadurch nur sehr begrenzt möglich. Und gerade das Gespräch in der Theaterpause mit dem Sitznachbarn oder der Austausch nach der Show an der Bar war doch das, was unsere Kulturabende auch ausgemacht hat. Das vermisse ich: Begegnungen zwischen Menschen. Bis dies aber wieder hautnah möglich ist, bin ich um jede Gelegenheit froh, aufzutreten und Menschen zu unterhalten.

Dein Optimismus ist bewundernswert angesichts der kritischen Lage.

Uns geht es hier in Deutschland noch verhältnismäßig gut, denn bisher reden wir oft nur über Geld. Ich möchte nicht als Flüchtling auf Lesbos sein, denn dort können sich die Menschen nicht mal die Hände waschen. Da verstehe ich die Bundesregierung nicht. Jedes Menschenleben hat es verdient, gerettet zu werden, egal wo und egal warum. Und wir streiten hier um fünflagiges Toilettenpapier und schimpfen und jammern. Uns geht es wirklich gut – zumindest im Vergleich zu weiten Teilen der Welt. Sicher haben wir hier auch Probleme, aber wir können sehr froh sein, hier zu leben, bisher im Wohlstand und mit einem guten Gesundheitssystem.

Offenbar werden wir ja noch lange mit Abstandsregelungen und Einschränkungen leben müssen. Was bedeutet das für die zukünftige Entwicklung des Kulturlebens und seiner Strukturen?

Für die Kultur- und Veranstaltungsszene sind die Corona-Krise und die damit einhergehenden behördlichen Bestimmungen ein Alptraum. Für viele Theater wird es unwirtschaftlich sein, mit nur 50 % Auslastung oder gar weniger wiederzueröffnen. Die große Krise wird also nicht damit beendet sein, dass die einhergehenden behördlichen Bestimmungen gelockert werden, sondern, wenn diese verschwunden sind und das Publikum wieder zu 100 % da ist. Das wird leider dauern, befürchte ich. Es geht aber auch nicht immer nur um Geld, denn dieser ganze Wahnsinn mit Abstand, Maske und Angst wird auch unsere Gesellschaft und das Miteinander verändern. Ich merke ja selbst, wie verbissen und schlecht gelaunt die Leute gerade oft sind, und das besorgt mich. Ich hoffe, dass der Humor erhalten bleibt, daher möchte ich weiterhin gute Laune und Fröhlichkeit verbreiten. Und ich möchte dazu auffordern: Geht raus, habt Spaß, genießt das Leben, unterstützt den Gastronom in der Nachbarschaft, die lokalen Geschäfte in eurem Viertel und in unserer Stadt. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam stark durch diese Krise kommen und hoffentlich schon in einem Jahr im Biergarten anstoßen und über diese verrückten Zeiten ›damals‹ lächeln können. Das wünsche ich mir und uns allen von ganzem Herzen.

Tipps für das Autokino

Vor dem Besuch die Batterie prüfen und vollständig aufladen. Aber auch während der Vorstellung die Batterie möglichst schonen, also die Scheinwerfer nicht dauerhaft betätigen und auf die Heizung verzichten.

Für eine gute Durchsicht die Frontscheibe säubern. Tipp: Zitronensaft ebenso wie Coca Cola auf Küchenpapier aufgebracht entfernen Fliegendreck und tote Insekten und lassen lästige, bei Lichteinfall reflektierende Schlieren komplett verschwinden. Bei Regenwetter hingegen empfiehlt es sich, die Scheibe mit einer rohen Kartoffel einzureiben. Das erspart die Nutzung der Scheibenwischer, da der Regen abperlt.

Machen Sie es sich gemütlich mit Kuscheldecke und Kissen. Sollten Sie als Raucherin einen Nichtraucher als Autogast haben, empfiehlt es sich, vorab den Aschenbecher zu leeren und gründlich zu lüften. Tipp: Kaffeepads oder Schale mit Kaffeepulver entziehen der Luft Feuchtigkeit und verströmen einen angenehm zarten Duft.

Nächste Termine Autokino

Do. 4. Juni – Rammstein Paris, Konzertfilm mit live feeling

Fr. 5. Juni – Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn, Margot Robbie

Sa. 6. Juni – Knives out, Chris Evens, Daniel Craig

Do. 11. Juni – Wunschfilmtag

Fr. 12. Juni – Der Junge muss an die frische Luft mit Harpe Kerkeling

Sa. 13. Juni – Once Upon a time... in Hollywood, Brad Pitt, Margot Robbie, Leonardo DiCaprio

Do. 18. Juni – Wunschfilmtag

Fr. 19. Juni – The Gentlemen mit Mattheuw McConaughey, Guy Ritchie, Hugh Grant, Colin Farrell

Sa. 20. Juni – Joker mit Oscargewinner Joaquin Phenix

Weitere Infos und Tickets unter
www.autokino-kemnadersee.de
www.facebook.com/autoundeventkinokemnadersee
www.instagram.com/autokinokemnadersee

www.stonemagic.de · www.steinmanagement.de

Facebook Logo  diese Seite auf Facebook teilen0