»Wir haben gewaltige Dinge vor!«
Vorgestellt: Friedrich-Peter Schöler ist der neue Kopf des Rotary Clubs Witten-Hohenstein
Friedrich-Peter Schöler ist ein echtes ›Ruhrgebietskind‹: geboren in Hagen, wohnhaft in Sprockhövel, unternehmerisch tätig in Witten-Herbede. 56 Jahre hat er hart gearbeitet. Den Konferenzraum der AS Schöler GmbH zieren Fotos der Reisen, die er mit Frau und Kindern unternommen hat: Friedrich-Peter Schöler ist einer, der anpackt, wenn es drauf ankommt, aber er ist auch ein Familienmensch. Freunde bezeichnen ihn als ›Kümmerer‹. Jetzt hat der 71-Jährige die Präsidentschaft der Rotarier Witten-Hohenstein übernommen. Wir sprachen mit ihm über seine neue Rolle, den Club, Wittener Glückseier und Wasser für Äthiopien.
Guten Tag Herr Schöler. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Posten! Wie kam es eigentlich dazu?
»Um ehrlich zu sein, hätte ich mich lieber im Hintergrund gehalten. Aber das Führungsgremium muss jedes Jahr wechseln. Und die Argumente meines Vorgängers Dirk Sauerland haben mich schließlich überzeugt. Ich habe ja seit meinem Beitritt 2013 immer wieder Ämter übernommen und unterschiedlichste Projekte koordiniert. Nun stehe ich also seit Juli an vorderster Front.«
In der Öffentlichkeit werden Serviceclubs bisweilen als elitäre Männer-Zirkel wahrgenommen. Dagegen wirken Sie eher bodenständig. Ist das Elite-Image überholt? Was macht den Rotary Club heute aus?
»Wir sind viel zeitgemäßer, als es oftmals dargestellt wird! Selbstverständlich nehmen wir auch Frauen auf. Es stimmt, man braucht eine Einladung. Die Messlatte ist aber gar nicht so hoch, wie man denkt. Wir würden niemanden aufgrund seiner Laufbahn ausschließen. Ich selbst habe beispielsweise nie studiert. Der Mensch mit seiner Persönlichkeit und seinen Erfahrungen steht im Vordergrund. Da muss einfach die Chemie stimmen. Um dem Wohle der Gesellschaft zu dienen und zusammen kreative Ideen zu entwickeln, streben wir eine breite Vielfalt der Berufe an. Wir möchten etwas von dem, was wir haben, zurückgeben. Doch eine Person alleine kann gar nichts bewirken. Wir brauchen die Gemeinschaft. Und nach dem Corona-Jahr haben wir gewaltige Dinge vor!«
Was zum Beispiel? Worauf dürfen wir uns freuen?
»Ganz aktuell haben wir ein Glücksei mit dem Motiv des Wittener Rathauses entworfen, das zu Ostern 2022 in dreitausendfacher Ausfertigung in Geschäften und Vereinen für fünf Euro pro Stück angeboten wird. Die Käufer können tolle Preise gewinnen, welche von unseren Mitgliedern gestiftet werden: vom neuen Mountainbike über Tickets für BVB-Spiele bis hin zum Norderney-Trip. Die Einnahmen von rund 15.000 Euro sollen der Wittener Jugendfeuerwehr zugutekommen. Dies ist aber nur eines von insgesamt zehn Projekten, mit denen wir uns derzeit beschäftigen.«
Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
»Bereits vor zehn Jahren haben wir die Oldtimerrallye mit Teilnehmern aus ganz NRW ins Rollen gebracht. Nach zwei coronabedingten Aussetzern werden wir im Frühling 2022 hoffentlich wieder reiche Spenden für das Nordoff/Robbins-Zentrum in Witten und die international tätige Neven-Subotic-Stiftung einfahren. Im Nordoff/Robbins-Zentrum erhalten schwerkranke Kinder Musiktherapie. Die Neven-Subotic-Stiftung hat sich dem Aufbau von Wasser- und Sanitäranlagen in Äthiopien verschrieben. Unser Freund Jörg Dehne hat eines der Dörfer besucht und von der unglaublichen Armut vor Ort berichtet: Frauen und Kinder, die fünf Kilometer zum nächsten Tümpel marschieren müssen, um schmutziges Wasser zu schöpfen – eine Tagesaufgabe, die verhindert, dass Zeit für Bildung übrig bleibt. Das ist so unglaublich weit von unserer Wohlstandsgesellschaft entfernt, dass man es sich kaum vorstellen kann. Als das Wasser dann nach der Fertigstellung des Brunnens direkt auf dem Dorfplatz sprudelte, war das Grund für ein Volksfest. Wir sind stolz, so etwas zu begleiten.«
Wenn man auf die Notizen linst, die Sie zum Interview mitgebracht haben, ist der Einsatz für sauberes Wasser nicht die einzige Mammutaufgabe … Was hat es mit rotaHELP auf sich?
»Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt von internationaler Tragweite, das 2021 hier bei uns in Witten gestartet ist und demnächst weltweit Fahrt aufnehmen soll. Es begann damit, dass sich ein Krankenhaus in Gotse Delchev, Bulgarien, mit der Bitte um Hilfe beim Wundmanagement an eine befreundete Ärztin gewandt hatte. Hier geht es nicht darum, mal ein Pflaster aufzukleben, sondern um die Versorgung schwerster Verletzungen. Die medizinischen und hygienischen Standards sind in dem Land leider extrem schlecht. Wird die Wunde verunreinigt, kann der Mensch daran sterben. Wir haben schnell erkannt, dass dieses Problem nicht nur eine Klinik in Bulgarien betrifft, sondern Einrichtungen in vielen Dritte-Welt-Ländern, insbesondere in Afrika. Es mangelt nicht nur an Material, sondern vor allem auch an Wissen. Über die digitale Vernetzung ist der Wissenstransfer heutzutage jedoch in Sekundenschnelle möglich. Wir haben inzwischen 36.000 Euro gesammelt, mit denen wir zunächst Online-Schulungen für bulgarische Fachkräfte finanzieren werden. Langfristig wollen wir mit den Rotary Clubs weltweit dafür kämpfen, die Wundversorgung an Krankenhäusern zu verbessern.«
Dann haben Sie als Präsident ja erst mal genug zu tun …
»Sie sagen es. Wobei man nicht vergessen darf, dass wir neben diesen wichtigen Leuchtturmprojekten viele liebgewonnene kleine Aktionen hier vor Ort in Witten koordinieren. Dazu gehört zum Beispiel das Rota-Mobil, ein Bücherbus, der Schulen und Kitas ansteuert. Auch in diesem Jahr werden wir wieder einen Jugendpreis ausloben. Im September wird ein blindengerechtes Tastmodell des Rathauses aus Bronze vor dem Hauptbahnhof aufgestellt. Der erfolgreiche Wittener Kulturtag von 2017 soll 2022 wiederholt werden. Außerdem fördern wir den nichtkommerziellen Jugendaustausch, unterstützen alleinerziehende Mütter, bieten eine berufsspezifische Betreuung für benachteiligte Jugendliche und stellen Stipendien für Studierende zur Verfügung. Ich kann nur betonen, dass all dies in Gemeinschaftsarbeit geschieht. Mir als Präsident ist es enorm wichtig, die Türen für die Clubfreunde offen zu halten, damit sich jeder aktiv einbringen und mitgestalten kann.«
diese Seite auf Facebook teilen0