Schulen, Steine und stete Tropfen
Der Wittener Verein ›FUNDO – Unterstützung für das südliche Afrika e. V.‹ hat in diesem Sommer einen bedeutenden Meilenstein bei seinem Schulbauprojekt erreicht. Für den nächsten werden noch 20.000 US-Dollar benötigt.
»Damals hat das ganze Dorf mitgeholfen, die Mauersteine für die ersten beiden Schulgebäude aus Flusssand, Zement und Lehmboden herzustellen. Die Außenwände wurden im typischen Babyblau gestrichen.« Bastian Müller-Mühlinghaus berichtet von den Anfängen des Projektes zum Bau einer Schule in Afrika. Hauptberuflich befasst er sich seit zwei Jahrzehnten eigentlich mit einer anderen Art von Steinen. Er vertreibt mit seinem Unternehmen SHONA-ART Skulpturen, die afrikanische Kunstschaffende aus Serpentinstein fertigen. Die Steine werden in firmeneigenen Ateliers und Werkstätten sowohl in Simbabwe als auch im Wittener Schloss Steinhausen behauen. Daneben führt der Unternehmer vor Ort in Simbabwe und auch von Witten aus Hilfsprojekte durch. Und bei diesen Projekten ist eher der sprichwörtliche stete Tropfen gefragt als Hammer und Meißel.
Kontakte pflegen und knüpfen
»Man überlegt sich solche Projekte nicht, man wird mit Notwendigkeiten konfrontiert und so darauf gestoßen«, antwortet der Galerist auf die Frage, wie es ursprünglich zu der Idee gekommen ist, eine Schule zu bauen. Er hält sich regelmäßig in dem Land im südlichen Afrika auf, um seine Kontakte zu Künstler*innen zu pflegen und neue zu knüpfen. Im Jahr 2008 gründete er einen gemeinnützigen Verein, der es sich zum Ziel gemacht hat, im Bildungssektor des afrikanischen Landes Infrastruktur aufzubauen. Seit 14 Jahren arbeiten Ehrenamtliche daran, eine weiterführende Schule in Simbabwe zu errichten. Zu den Vereinsmitgliedern zählen Freunde, Familienmitglieder und Firmenangehörige von SHONA-ART wie Marius Schreiber. Er führt in dem Verein aktuell das Amt des Schatzmeisters aus und war selbst auch schon vor Ort.
Bürokratie in Simbabwe
Von der Hauptstadt Harare aus berichtet Bastian Müller-Mühlinghaus im November per Videotelefonat über den aktuellen Stand des Projektes: »Kürzlich teilte mir der Schulleiter mit, dass die Bauaufsicht nun den letzten entscheidenden Bauabschnitt abgenommen hat, der für eine vollständige Registrierung der Schule noch fehlte. Wir haben jetzt also eine voll registrierte, weiterführende Schule, die eigenständig Prüfungen ausrichten kann. Die dort beschulten Kinder können nun direkt an der Schule ihren Schulabschluss erlangen. Der ist mit dem deutschen Realschulabschluss vergleichbar.« In Simbabwe seien zudem strenge Regeln einzuhalten. »Wenn Sie als Schule selbstständig Prüfungen ausrichten wollen, dann müssen Sie beispielsweise gewährleisten, dass Klausuren an Einzeltischen geschrieben werden können. Dafür haben wir eine Ausstattung an Schulmöbeln angeschafft.« Den entscheidenden Meilenstein jedoch habe man in diesem Jahr aber dadurch erreichen können, dass ein so genannter Administrationsblock in Betrieb gehen konnte. Das Gebäude beherbergt eine Bücherei, ein naturwissenschaftliches Labor sowie Verwaltungsräumlichkeiten mit einem Tresor, der für Prüfungsunterlagen vorhanden sein muss. Nach einer Bauzeit von knapp eineinhalb Jahrzehnten konnte dies schließlich erreicht werden.
Ein Dach fehlt noch
In der aktuellen Phase wird an dem Verwaltungsgebäude noch weitergebaut. »Wir haben in diesem Jahr ›Roof Level‹ erreicht. Jetzt muss noch das Dach errichtet werden. Ansonsten könnte es während der Regenzeit im Januar und Februar reinregnen. Davon wird das Haus nicht besser.«. Dieser Teil der Schule sei »das teuerste, das wir jemals gemacht haben«, so der 1. Vorsitzende von FUNDO weiter. Der Verein habe bisher etwa 40.000 US-Dollar für die Bauarbeiten ausgegeben. Weitere 20.000 Dollar werden nun dringend für das noch fehlende Dach benötigt, um dieses Schulgebäude fertigzustellen.
Auf Dauer angelegt
Daneben gibt es in der Einrichtung im Gokwe-Distrikt drei Bauten mit insgesamt sieben Klassenräumen, eine Toilettenanlage sowie ein Lehrergebäude, in dem der Schulleiter und ein Projektleiter wohnen. In der Einrichtung werden derzeit 300 Schüler und Schülerinnen von elf Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Sie liegt etwa sechs Autostunden von der Hauptstadt Harare entfernt. Die Betreuung des Projektes hat der Verein dem einheimischen Projektleiter anvertraut. »Herrn Sibanda habe ich schon vor 24 Jahren kennengelernt. Er hat unser Projekt zu seiner Lebensaufgabe gemacht und dafür sogar seinen Lehrerberuf aufgegeben«, schwärmt Bastian Müller-Mühlinghaus. Langfristige, vertrauensvolle Zusammenarbeit und Erfahrung seien auch wichtig. Die ersten beiden Gebäude habe der Verein nach acht Jahren bereits renoviert, da sich beispielsweise herausstellte, dass die ursprünglich verwendeten Holzdächer unter Termitenbefall litten. Sie wurden durch Blechdächer ersetzt. Erfahrungen, die bei der Errichtung der weiteren Gebäude unmittelbar berücksichtigt und umgesetzt werden konnten. Ziel ist es, die Schule auf Dauer betreiben zu können.
Strom und Engagement für Laptops
Seit in diesem Jahr eine Stromleitung an der Hauptstraße in der Nähe in Betrieb gegangen sei, habe die Schule zudem auch eine elektrische Energieversorgung. Damit lägen die Voraussetzungen für die Arbeit mit Computern vor, und der Verein habe sich bei lokalen Hilfsorganisationen um eine Ausstattung der Schule mit Laptops beworben.
Grundschule in Künstlerkolonie
Die weiterführende Schule im Gokwe-Distrikt ist aber nicht das einzige Projekt, bei dem sich der Verein engagiert. Parallel arbeite man an der Errichtung einer Grundschule in einer Künstlerkolonie, erfahren wir. Wie auch bei dem Hauptprojekt befindet sich diese an einem Ort, an dem es bisher noch keine Schule gegeben hat. Ein Gebäude gebe es schon. Man arbeite dort an einem Literaturprojekt, um die Schüler*innen mit Fachbüchern zu versorgen. »Daneben ist die Versorgung mit Wasser, also die Errichtung von Bohrlöchern und Rohrleitungssystemen immer wieder ein Thema und Gegenstand weiterführender Projekte«, ergänzt Bastian Müller-Mühlinghaus. »Das stärkt die Community, die Gemeinschaft um die Schule herum. Und es ermöglicht unter anderem den eigenständigen Gemüseanbau, also die selbstständige Versorgung mit Lebensmitteln.«
Nach einem Aufenthalt zu Weihnachten in Witten ist geplant, zu Beginn des neuen Jahres erneut auf die Südhalbkugel zu reisen und weiterzumachen. Glückliche Reise und viel Erfolg!
Spendenkonto:
FUNDO - Unterstützung für das südliche Afrika e. V.
Sparkasse Witten
IBAN: DE85 4525 0035 0000 6387 26
BIC: WELADED1WTN
Kontaktinformation:
FUNDO - Unterstützung für das südliche Afrika e. V.
c/o Müller
In den Espeln 21
58452 Witten
E-Mail: kontakt [at] fundo-afrika.de
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