Stadtmagazin Witten: Soziales

Reich der Krümel und an Krümeln reich

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Der inklusive Verein MEISTERWERK MENSCH e. V. betreibt in der StadtGalerie einen Stärkungsraum mit Familiencafé, das ›KrümelReich‹.

Wenn man ein Kind ist und Lust auf Kakao und Kuchen hat, dann findet man in der Wittener Innenstadt einen Ort mit vielen Angeboten. Gerade dann, wenn man seine Eltern dabeihat. An Tischen rund um einen zentralen Spielbereich dürfen die Erwachsenen dort auf Stühlen, Bänken und bequemen Sofas Platz nehmen, während man sich selbst voll auf das Spielen konzentrieren kann. Dazu lädt nicht nur eine große Modelleisenbahn ein, sondern auch eine Kletterburg mit Rutsche, eine Bau-Ecke mit großen Korksteinen, ein Spielhaus aus Weidengeflecht sowie ein schuhfreier Krabbelbereich. Papa, Mama, Oma, Onkel dürfen derweil in ihrem Bereich ›ihr Ding‹ machen, sich unterhalten und Leckereien genießen. Denn was das leibliche Wohl angeht, ist dieser Ort auch auf die ganz Großen eingestellt. Neben Kakao und Wasser gibt es hier nämlich Kaffeespezialitäten, Tee und Limonaden, die selbst gemacht sind. So, wie Kuchen und Desserts, die man an der offenen Verkaufstheke bestellt.

Zwei Jahre Vorbereitung

Seit gut fünf Monaten öffnet das ›KrümelReich‹ im Erdgeschoss des innerstädtischen Einkaufszentrums seine gläsernen Pforten. Innerhalb kurzer Zeit hat es das Familiencafé geschafft, sich als Institution zu etablieren. Und dies nicht nur bei kleinen Menschen aus Witten, sondern auch bei Kindern aus den umliegenden Städten. Getragen wird es von dem eigens gegründeten Verein, mit dessen Vorsitzender wir ein Gespräch geführt haben. »Wir wollen einen Stärkungsraum für Familien bieten«, erklärt Dorit Remmert. Sie zog vor über acht Jahren nach Witten, und entsprechende Angebote für Familien, die sie aus ihrer früheren Umgebung in Köln kannte, fehlten ihr. Es reifte der Wunsch, etwas Eigenes aufzubauen. Die Mutter zweier Söhne sprach über ihre Ideen und traf schließlich auf Monique Schüler, die seit der Eröffnung den Cafébetrieb leitet. »Vor einiger Zeit wurden Monique und ich einander vorgestellt. Ein Pfarrer aus einer evangelischen Gemeinde hat uns zusammengebracht. Monique hatte gerade ihr Studium der Sozialen Arbeit und der Gemeindepädagogik in Bochum beendet. Und auch sie hatte den Wunsch, ein Familiencafé zu eröffnen. So kamen wir zusammen.« Im August 2020 wurde der Verein gegründet, der mittlerweile in Kooperation mit der ev. Kirche Witten-Mitte als Träger fungiert, und es begann die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. »Der Name ›KrümelReich‹ mit seiner doppelten Bedeutung stand für Monique schon fest, ­bevor wir uns trafen.« Zum Konzept der Einrichtung gehört nicht nur der gastronomische Betrieb. Das Café wird auch als Projektraum genutzt. Neben dem Vereinsvorsitz leitet die Diplom-Pädagogin das Projekt ›kreativ:inklusiv‹, in dessen Rahmen regelmäßige Veranstaltungen stattfinden wie Still- und Spieletreffs, kreative Angebote oder die ›Kaffeepause‹, die Eltern die Möglichkeit bietet, eigene Impulse einzubringen. Gerade erst im Januar hat das Projekt eine eigene Webseite für und über das ›KrümelReich‹ online gestellt, die über laufende und zukünftige Aktionen informiert.

Neue Formate

Geplant ist etwa ein regelmäßiges ›Peer-Café‹, bei dem Menschen mit Behinderungen als Ansprechpartner für Betroffene in ähnlichen Lebenslagen fungieren, zum Beispiel Gehörlose. Kurz vor der Umsetzung ist auch ein Projekt, das in Kooperation mit der ›Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung‹ (EUTB) aufgesetzt wurde. Bei ›Vom Feld auf den Tisch‹ besuchen Familien zunächst BioBauernhöfe. Mit den Lebensmitteln von dort soll dann im ›KrümelReich‹ gekocht werden. Die im Café angebotenen Speisen sind fleischlos. »Mindestens vegetarisch«, sagt Dorit Remmert, »und wir bieten in der Regel auch immer vegane und glutenfreie Alternativen an.«

Keine geschlossene Gesellschaft

Montags bis samstags heißt das Café Menschen mit und ohne Kinder willkommen. »Oft kommen auch ältere Menschen oder Berufstätige in der Mittagspause zu uns. Allerdings gehen manche an der geöffneten Tür vorbei, weil sie anscheinend denken, dass wir gerade eine geschlossene ­Gesellschaft haben.« Grund dafür ist die sogenannte Weglaufsperre, die den Durchgang durch die stets geöffneten Glasschiebetüren verstellt. »Die Türen lassen wir dauerhaft auf, da sie sich ansonsten automatisch öffnen, sobald draußen jemand vorbeigeht. Die Kinder hatten die Türen anfangs auch als Spaß für sich entdeckt.« Um Brand- sowie Unfallschutz und Barrierefreiheit zu gewährleisten, geht man derzeit den Kompromiss ein, eine kleine Stellwand als Weglaufschutz in der Tür zu platzieren. Eine Umbaulösung für die Ladenfront kommt aus Kostengründen momentan nicht in Frage.

Helfende Hände herzlich willkommen

Barrierefreiheit beziehungsweise -armut ist ein zentrales Thema der Einrichtung, in der Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite arbeiten. Sie spiegelt sich auch in den Preisen für die unterschiedlichen Angebote wider. Diese werden bewusst niedrig angesetzt, um Interessierten aller Einkommensgruppen einen Besuch zu ermöglichen. Die Teilnahme an den Mitmach-Angeboten von ›inklusiv:kreativ‹ ist sogar kostenlos. Dies sei allerdings nur möglich, weil ein großer Teil der Mitarbeitenden ehrenamtlich dabei ist, wie auch die Initiatorin selbst. »Ohne diese helfenden Hände, die Schichten übernehmen und auch außerhalb des eigentlichen Cafébetriebs mit anfassen, ließe sich das Café nicht betreiben. Dank der Fördergelder können wir Monique über die ev. Kirche als Vollzeitkraft, eine Aushilfe sowie Claudia, eine Kraft aus dem Freiwilligendienst des Europäischen Solidaritätskorps, beschäftigen. Dieser Freiwilligendienst ist mit dem Bundesfreiwilligendienst vergleichbar. Darüber hinaus unterstützen uns derzeit mehrere Menschen ehrenamtlich.« Weitere Hilfe sei jederzeit willkommen.

Webseite: https://kruemelreich.de
https://meisterwerkmensch.de

MEISTERWERK MENSCH e. V.
Breite Str. 31a · 58452 Witten
SPENDENKONTO:
GLS Bank
MEISTERWERK MENSCH e. V.
IBAN DE73 4306 0967 1114 2160 00

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