Stadtmagazin Witten: Dies und Das

In knapp zwei Stunden ins schöne Groningen zu den Stones

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Wie ist das möglich? – Mit der richtigen Reiseroute!

Die Insel Borkum ist schon etwas ganz Besonderes! Sie ist die größte der sieben ostfriesischen Inseln und die einzige, die weit draußen vorm Festland liegt und deshalb Hochseeklima hat. Das bedeutet, ohne Pollen, aber mit jodhaltiger Luft gut durchatmen zu können. Außerdem liegt das Eiland im Dollart, der Emsmündung, und ist somit ganz nah am Königreich der Niederlande.

Einen kombinierten Tagesausflug ins westliche Nachbarland mit seiner beliebten Provinzhauptstadt Groningen bietet daher das Unternehmen ›Borkumer Kleinbahn‹ für 35 Euro an. Mit einer Fähre der AG Ems dauert die Überfahrt nur 50 Minuten bis nach Eemshaven. Das ist deutlich kürzer als die 150 Minuten bis nach Emden. Allein die Strecke über die Emsmündung ist auch etwas ganz Besonderes: Denn das Schiff mit dem Spitznamen ›Klabautermann‹ überquert dabei die Landesgrenze zwischen Deutschland und Holland.

Was die Wenigsten wissen: Die Grenze ist nirgendwo genau festgelegt. Die Nie­derländer beanspruchen den ›Talweg‹ der Ems bis zur Mitte, die Deutschen sehen die Seegrenze bis zum linken Ufer. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es keine völkerrechtliche Einigung über den exakten Grenzverlauf! Aber: Der Staatsvertrag von 2016 enthält Regelungen für die gemeinsame wirtschaftliche Nutzung und Verwaltung des Küstenmeeres zwischen der Drei- und der Zwölf-Meilen-Zone. Man merkt es akustisch am Handy, wenn mitten auf der See sich das sog. Roaming der Auslandsgebühren meldet.

Eemshaven ist eigentlich nur ein Lager-, Fracht- und Energiehafen. Die Holländer nennen das Areal ›Die Steckdose des Landes‹: Silos und Speicher, Kraftwerke und Windräder ohne Ende bis runter nach Delfzijl zeugen davon. Eemshaven ist also kein Ort mit Häusern, sondern ein Platz mit viel Industrie und vier Hafenbecken, die die Namen der letzten vier Königinnen tragen: Beatrix, Juliana, Wilhelmina und Emma. Seit 2018 hat Eemshaven sogar einen Kopfbahnhof der Arriva-Bahn, einer Tochter der Deutschen Bahn AG. Zuvor endete die Bahnstrecke in Roodeschool, bis dann die letzten 3,8 Kilometer bis an die Küste eingleisig weitergebaut wurden. Eingeweiht wurde der Haltepunkt am 20. Juni vor fünf Jahren von König Willem-Alexander, der ja bekanntlich einen deutschen Vater hatte.

Hier beginnt nun der zweite Teil des Kurztrips mit dem Kombiticket, das man vor Beginn der Fahrt und auch später vor der Rückfahrt elektronisch entwerten muss. Nach einer knappen Stunde erreicht man die wunderbare, bunte Provinzhauptstadt Groningen: Vier Stunden dauert der Aufenthalt, denn um 16.45 Uhr fährt die letzte Fähre wieder rüber nach Borkum. Gleich nach dem Ausstieg aus dem leisen Elektro-Regionalzug RS4 beginnt das Staunen in der historischen Bahnhofshalle von 1895: Die Decke und die Fliesenwandbilder sind ohne Schnörkel im farbigen Art-Deco-Stil gebaut – ein Erlebnis für die Augen. Der Groninger Künstler Fran­ciscus Hermanus Bach nannte ›seine‹ Eingangshalle ›une salle des pas perdus‹. Die Renovierung des Bahnhofs bekam im Jahr 2000 den ›Europa Nostra Award‹.

Gegenüber vom Bahnhof wartet auf der vierteiligen Museumsinsel die nächste Riesenüberraschung: die spektakuläre, hochgelobte und autorisierte Ausstellung der Rolling Stones ›Unzipped‹. Mit rund 400 Exponaten aus den 60 Jahren Band­leben ist das für Stones-Fans ein Eldorado und ein absolutes Muss! Original-In­strumente, Kostüme, Plakate, LP-Hüllen und das Tagebuch von Keith Richards lassen Mick und Co. und deren Musik nun noch besser verstehen. Dazu kommen zusätzlich brillante große Fotos und Videos als Augenschmaus! Der Eintritt kostet 25 Euro, für Studenten und Jugendliche frei. Die Ausstellung wird gesponsert von der DHL und läuft noch bis zum 21. Januar 2024. Also: Nix wie hin! ›The exhibi­tion is just waiting on a friend.‹

Dennoch sollte man aber noch ein Stückchen in die Stadt mit Flair hineinschlen­dern, denn es warten auch noch andere Sehenswürdigkeiten auf die Touristen: die Synagoge, der Martiniturm, die Aakirche und die Kornbörse am Grote Markt. Parks, Straßencafés mit Poffertjes und Hippie-Boutiquen laden ebenfalls neugieri­ge Besucher ein. Ein süßlicher Duft am Eingang ist dabei das beste Lockmittel …

Zurück voller Eindrücke fragt der Reporter auf Borkum eine Insulanerin: »Warum ist Groningen denn so beliebt bei deutschen Studenten?« »Ganz einfach: Da gibt es völlig legal Cannabis.« Noch Fragen, Euer Ehren? wink

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