Einsatz, Ehrenamt und Erbsensuppe
Medizinische Versorgung und Betreuung, Erste Hilfe, Zivil- und Katastrophenschutz: DRK unterstützt Menschen in Not
Szenario: Vor dem Wittener Saalbau wird unter der Erde ein Objekt gefunden, in mehreren Metern Tiefe. Es könnte eine Weltkriegsbombe sein, die entschärft werden muss. Im Falle einer Entschärfung müssen 5.000 Menschen im Umkreis evakuiert werden. Einige können ihre Wohnung aus eigener Kraft nicht verlassen, benötigen einen Krankentransport, und viele andere brauchen einen Ort, an dem sie sich während der Evakuierung aufhalten können, verpflegt und anderweitig versorgt werden.
Vor Ort im Fall der Fälle
Dies könnte ein reines Übungsszenario sein, das die Kräfte des Wittener Bevölkerungsschutzes durchspielen, um ihre Einsatzbereitschaft jährlich nachzuweisen. Ende Januar war es allerdings keine Übung, sondern Realität. Mit einem Patiententransportzug und zwei Einsatzeinheiten hatte das DRK Behörden und andere Hilfskräfte unterstützt sowie die Holzkampschule zur ›Unterbringungsmöglichkeit‹ umfunktioniert für Wittener, die bei einer möglichen Evakuierung nicht bei Freunden oder Bekannten unterkommen wären. Die mobile Feldküche des DRK wurde bereits am Wochenende zuvor von den ehrenamtlichen Helfern aufgebaut und hat die Verpflegung sichergestellt. Der Patiententransportzug wiederum, der gleichzeitig bis zu zehn Patienten befördern kann, stand für die mögliche Evakuierung kranker und pflegebedürftiger Menschen bereit, ebenso die Hotline für diejenigen, die sich nicht selbstständig zur Sammelstelle hätten bewegen können.
Hand in Hand für Sicherheit und Versorgung der Menschen
Glücklicherweise konnte der Kampfmittelräumdienst Entwarnung geben. Eine Evakuierung war nicht notwendig. »In solchen Fällen kommt es oft vor, dass unsere Leute anrücken, Ausrüstung und Material vorhalten, um eine Evakuierung dann schnell und sicher durchführen zu können, dann aber unverrichteter Dinge wieder abfahren«, erklärt Stefan Ebner vom Wittener DRK. Allerdings mag sich auch niemand vorstellen, was geschehen würde, wenn etwas passiert und diese Vorkehrungen nicht getroffen werden würden. Zudem helfen auch solche Einsätze, Routinen einzuspielen. So konnte man beim DRK vor Ort hautnah miterleben, wie alles Hand in Hand ging, um die Sicherheit und Versorgung der Menschen vor Ort mit anderen Organisationen zu gewährleisten.
»Wir bedienen das, was gerade benötigt wird«
»Bevölkerungsschutz teilt sich auf in Zivilschutz – im Verteidigungsfall – und Katastrophenschutz«, erklärt Stefan Ebner weiter. »Medizinische Versorgung oder Betreuung von Menschen, die nach einem Unglück Lebensmittel, Kleidung oder andere Dinge für ihre Grundversorgung benötigen, das sind unsere Stärken. Wir stellen zwei Einsatzeinheiten. Eine ist vollständig hier, in Witten, angesiedelt. Die zweite besteht aus Wittener Kräften und weiteren, aus der Umgebung, z. B. aus Hattingen und Schwelm. Und das alles nur durch ehrenamtliches Engagement.« Der gelernte Kaufmann befasst sich, neben einigen anderen Aufgaben, auch mit den geplanten Einsätzen, die die Kräfte des Wittener DRK regelmäßig durchführen. »Die Einsatzeinheiten haben jeweils eine Stärke von 33 Mann und gliedern sich, salopp gesagt, jeweils in einen Führungstrupp, einen Techniktrupp sowie eine Betreuungsgruppe und eine Sanitätstruppe. Und wir bedienen dann das, was gerade benötigt wird. Mehr als nur die altbekannte Erbsensuppe …«
Vielfältige Dienste
Dieselben ehrenamtlichen Mitglieder des DRK sorgen auch dafür, dass der Bevölkerung der Stadt Witten weitere wichtige Dienste zur Verfügung stehen. So werden Personal und Fahrzeuge bei Bedarf dem Rettungsdienst als Verstärkung bereitgestellt. »Bei der letzten Glatteislage, Anfang Januar, ergänzten fünf Wagen unserer Schnelleinsatzgruppe den Rettungsdienst.« Der ausgebildete Rettungsassistent fungiert ehrenamtlich als ›Beauftragter für Katastrophenschutz‹ und verfügt, wie alle Mitglieder der Einsatzeinheiten, über einen Pieper, über den er im Ernstfall alarmiert wird. Seine Aufgabe ist dann, die Aktivitäten seiner Organisation mit Bürgermeister oder Krisenstab abzustimmen. Was viele nicht wissen: Bei Einsätzen im Zivil- und Katastrophenschutz werden Ehrenamtliche von ihrer üblichen Arbeitstätigkeit freigestellt und erhalten Entgeltfortzahlung.
»Quo vadis, Ehrenamt?«
Bevölkerungsschutz beim DRK Kreisverband Witten ist ein Thema mit vielen Facetten, in deren Zentrum das Ehrenamt steht. Nicht nur in Krisen, sondern auch bei Großveranstaltungen. »Es ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft«, sagt Vorstand und Geschäftsführer des Wittener DRKs Michael Vucinaj. Ein Themenspektrum, dem er sich höchstpersönlich widmet. Er ist zum 1. Januar 2024 nach einer zweieinhalbjährigen Unterbrechung zum Kreisverband zurückgekehrt. Und er nimmt sich fast eine ganze Stunde Zeit, um über Motivation, Gemeinschaft, Ressourcen und Perspektiven zu sprechen. Dies einerseits in Bezug auf die Organisation, die er leitet, und andererseits mit Bezug zu den Menschen, die den Bevölkerungsschutz in Witten stellen – allein durch ehrenamtliches Engagement. »Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man sich heutzutage dauerhaft ehrenamtlich engagiert«, so Michael Vucinaj. »Wir haben Fördermitglieder, die mit ihrem wichtigen, finanziellen Beitrag unsere Arbeit unterstützen. Und wir haben die ›aktiven‹ Mitglieder, die ihre Zeit, ihr Engagement einbringen. Nur durch sie ist es überhaupt möglich, dass wir all die Dinge anbieten können, die den Wittenern zugutekommen.« Neben dem Bevölkerungsschutz, wo man sich in der Führung, dem Betreuungs- und Sanitätsdienst oder in der Techniktruppe einbringen kann, gibt es viele weitere Bereiche, die Interessierten an ehrenamtlicher Arbeit offenstehen. »Jeder kann sich irgendwo einbringen, jeder kann irgendetwas zusätzlich tun …«, betont er.
Was man zurückbekommt
»Wir tun viel, um Menschen zu motivieren, bei uns mitzuwirken und anderen Menschen zu helfen. Wir haben die ›Bereitschaft‹ zur ›Gemeinschaft‹ umgebaut; bei uns kann man schon während der Berufsausbildung oder des Studiums Teamfähigkeit lernen, Führungsaufgaben übernehmen, Verantwortung tragen. Für eine Vita ist das nur positiv. Damit das klappt, bieten wir viele Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an – alle kostenlos!« Wie auch bei Stefan Ebner: »Angefangen habe ich, ganz einfach, im Sanitätsdienst, bin dann Zugführer geworden, habe Aus- und Weiterbildungen im Bereich der Führung gemacht.« »Und wenn Sie sich fragen, was Sie ansonsten zurückbekommen, dann höre ich oft, dass es um ein gutes Miteinander geht, um Menschlichkeit«, so Michael Vucinaj weiter. Zum Abschluss des Gespräches zitiert er die Aussage einer Ehrenamtlerin, die einmal gesagt hat: »Weil ich für den Menschen etwas tue, tue ich etwas für mich selbst.«
Kontakt: Ansprechpartner Katastrophenschutz
Stefan Ebner
Tel. 0 23 02 / 9 10 16-261
stefan.ebner [at] drk-witten.de
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