Stadtmagazin Witten: Menschen

»Filme und Serien sind meine Leidenschaft«

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Im Gespräch mit dem Wittener Nachwuchsfilmer Tim Schwartz

Eine Party mit Konfetti und Alkohol in Pappbechern. Der Weg zur Schule. Jugendliche in der ›Raucherecke‹. In vielen Szenen des Kurzfilms ›Solitude – der vermeintlich einzige Ausweg …?‹ ist der junge Protagonist umgeben von Gleichaltrigen – und doch allein. Für sein aufwühlendes Werk wurde der Wittener Nachwuchsfilmer Tim Schwartz beim landesweiten Filmwettbewerb ›Drehmomente NRW‹ in der Kategorie ›Teens‹ mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Wir erwischten den 18-Jährigen am Telefon auf Sylt und konnten ihm einige Fragen stellen.

Hallo Tim, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg! Was machst du eigentlich auf Sylt?

Ich arbeite derzeit als Animateur für Kinder in einem Hotel. Das ist aber nur vorübergehend, um die Zeit zwischen Abitur und Studium zu überbrücken. Ich habe mich bereits für das Fach Medienwissenschaften an der Ruhr-Uni in Bochum eingeschrieben.

Die Frage liegt nahe: Bist du ein Filmfan?

Absolut! Filme und Serien sind meine Leidenschaft. Ich sehe sie mir nicht nur gerne an, sondern beschäftige mich auch damit, wie sie gemacht werden. Christopher Nolan finde ich toll, weil er sich auf echtes Filmen ohne großartige CGI-Effekte versteht. Aber auch mit Steven Spielberg und Marvel verbinde ich viel.

Kann das nicht auch den Genuss kaputtmachen – wenn man immer analysiert, was man gerade sieht?

Auf jeden Fall. Ich habe eine andere Blickrichtung als Leute, die Filme nur zur Unterhaltung schauen. Das ist manchmal bestimmt auch ein bisschen anstrengend.

Vom kritischen Zuschauer bis zum kreativen Filmemacher ist es immer noch ein weiter Weg. Wie kam es dazu?

Schon als Kind habe ich im Kinoclub an meiner Grundschule Szenen aus dem ›Dschungelbuch‹ nachgespielt. Später war ich im Stockumer Theaterverein und im Literaturkurs am AMG als Darsteller und Autor aktiv. Seit fünf Jahren drehe ich zusammen mit meinem Freund an einer Actionserie für meinen Youtube-Kanal. Irgendwann kam die Idee auf, mehr in Richtung Drama zu gehen, um an Wettbewerben teilnehmen zu können. 2023 haben wir erstmals beim ›Drehmomente‹-Wettbewerb mitgemacht, damals aber noch keine Platzierung erreicht. Im zweiten Anlauf hat es jetzt endlich geklappt.

Der Titel ›Solitude‹ verrät schon, worum es geht: Einsamkeit. Kannst du uns den Inhalt etwas näher beschreiben?

Ein namenloser Jugendlicher wird in verschiedenen Lebenssituationen gezeigt. Er fühlt sich ausgeschlossen, nicht zugehörig. Ein zentrales Motiv dabei ist ›Fomo‹, was kurz für ›fear of missing out‹ steht, also die Angst, etwas zu verpassen. Unser Protagonist steigert sich immer mehr in dieses Gefühl hinein, bis er schließlich auf der Ruhrbrücke steht …

Du hast das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und die Hauptrolle übernommen. Wie viel von dir selbst steckt in der Hauptfigur?

Natürlich bin das nicht ich, aber die Hauptfigur hat tatsächlich auch ein bisschen was von mir mitbekommen. Beispielsweise habe ich es selbst erlebt, dass Freunde Videos von Partys in den sozialen Medien posten, und ich merke, ich war nicht dabei. Im Film haben wir das aber sehr drastisch und überspitzt dargestellt, bis hin zu Suizidgedanken des Protagonisten.

Du sprichst von ›wir‹ – wer hat sonst noch an dem Projekt mitgewirkt?

Mein Freund Jan Smilowski hat die Idee kreativ mit entwickelt, als Darsteller eine wichtige Nebenrolle übernommen und mir beim Schneiden geholfen. Außerdem hat er mich bei der Preisverleihung vertreten, da ich an dem Tag Abiball hatte. Hinzu kamen zwölf Freunde und Bekannte als Statisten sowie ein Kameramann.

Apropos ›Kamera‹: Viele junge Leute drehen ihre Youtube- und Tiktok-Videos ja inzwischen mit dem Handy …

Ich habe über die Jahre ein ganz gutes Equipment gesammelt, daher waren wir technisch recht professionell unterwegs, mit einer Digitalkamera von Panasonic, Stabilisator und Mikrofon. Und auch was die Kameraperspektiven und Bildsprache angeht, hatten wir einen hohen Anspruch.

Inwiefern? Kannst du uns ein Beispiel geben?

›Solitude‹ beinhaltet verhältnismäßig wenig Dialog. Vielmehr haben wir versucht, die zentralen Themen wie innere Leere und Ausgrenzung über Ton, Lichtgestaltung, Schnitte, Bildaufbau sowie Mimik und Gestik zu vermitteln. Beispielsweise werden Nahaufnahmen des Gesichts mit Tränen ebenso gezeigt wie eine Totale, bei der unser Protagonist allein auf einem riesigen Baseballfeld steht. Die Szenen werden teils von bedrückenden, dröhnenden Sounds untermalt. In anderen Momenten hört man nichts, nur das Atmen.

Was muss ein guter Film deiner Meinung nach haben?

Eine Message! Ich möchte Emotionen und Mitgefühl auslösen, den Zuschauer überraschen und ihn dazu bewegen, die Perspektive zu wechseln, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Natürlich ist es nicht leicht, zu erkennen, wie es anderen geht. Aber vielleicht steht der Protagonist ja nur deshalb auf der Brücke, weil seine Freunde nicht auf ihn zugekommen sind.

Und was passiert dann …? Springt er?

Das könnt ihr selbst herausfinden: Auf der Website von ›Drehmomente‹ sind alle eingereichten Filme abrufbar, auch die fünfminütige Wettbewerbsversion von ›Solitude‹. Auf meinem Youtube-Kanal ›blackstorystudios‹ findet ihr außerdem die 21-minütige Vollversion.

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